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Nudging: Die gute Essenswahl einfach machen

Stand:
Beim Nudging, dem „(An-)Stupsen“, wird durch kleine Veränderungen der Umgebung das Verhalten in eine gewünschte Richtung gelenkt. In der Kindertagesbetreuung setzen Nudging-Maßnahmen sehr niedrigschwellig an, da die kleinen Tischgäste noch keine bewussten Ess-Entscheidungen treffen.
Kita-Kinder sitzen an einem Tisch und bereiten mit Spielzeug-Gemüse essen zu

Das Wichtigste in Kürze

  • Nudging-Maßnahmen sind kleine Stupser, die ein gewünschtes Verhalten fördern.
  • Kinder werden so zu gesundheitsförderndem Verhalten angeregt: niedrigschwellig, nebenbei und ganz ohne Druck.
  • Rund um das Essen gibt es viele verschiedene Ansatzpunkte für Nudges. 
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Nudging – ein Stups in die gesundheitsfördernde Richtung

Nudging bedeutet übersetzt „(An-)Stupsen“. Es meint kleine Impulse, die ein gewünschtes Verhalten begünstigen. Ziele von Nudging können zum Beispiel die Förderung eines gesundheitsfördernden Essverhaltens oder eines klimafreundlicheren Konsums sein. Dies geschieht durch Veränderungen der Umgebung. Man spricht daher auch von einer Veränderung oder Anpassung der Angebotsarchitektur. 

Nudging-Maßnahmen sind subtil und arbeiten nicht mit Zwängen, Vorschriften oder Verboten. Die Entscheidungsfreiheit darf durch Nudging auf keinen Fall eingeschränkt werden. Grundsätzlich muss ein Nudge zudem ethisch und moralisch vertretbar sein und immer dem Wohl des Einzelnen und der Gesellschaft dienen.

Durch Nudging wird die gesundheitsfördernde Wahl zur einfachsten.

Die Unterstützung einer gesundheitsförderlichen Ernährung ist ein Ziel von Nudging im Kontext der Kindertagesbetreuung. Allgemeine Methoden und Ansatzpunkte in Bezug auf Essen und Trinken lesen Sie im Artikel Nudging arbeitet mit Anreizen statt Verboten auf der Seite des Bundeszentrums für Ernährung. Kinder handeln auf der Grundlage ihrer Instinkte, also sehr intuitiv, und entscheiden noch nicht kognitiv. Im Artikel Genussvoll essen will gelernt sein erfahren Sie mehr über das instinktive kindliche Verhalten in Bezug auf die Ernährung und das Essen lernen. 

Nudging rund um die Mahlzeiten in der Kindertagesbetreuung

Für ein erfolgreiches Ernährungs-Nudging in der Kita ist es wichtig, dass Speisenanbietende, Team und Träger sich aufeinander abstimmen und gut zusammenarbeiten. Kindertagespflegepersonen sind eigenverantwortlich und können selbst frei entscheiden, wo und wie sie stupsen. Die Basis für erfolgreiches Nudging ist aber immer ein gesundheitsförderndes, ausgewogenes Speisenangebot. 

Stupsen mit dem Speisenangebot: 12 Praxistipps

  1. Bieten Sie bei einer Mahlzeit mehrere Gemüsesorten nebeneinander an. Ein Kind mag vielleicht keinen Brokkoli, isst dafür aber gerne Möhren. Andere Kinder mögen beides gerne und nehmen sich gleich von beiden Gemüsesorten. Insgesamt essen sie dadurch zumeist mehr Gemüse, als wenn nur eine Sorte zur Auswahl steht. 
  2. Geduld ist gefragt: bieten Sie neue Lebensmittel wiederholt an. Hierdurch wird die Neugier Stück für Stück geweckt. Der wiederholte zwanglose Kontakt erhöht die Chance, dass Kinder die angebotenen Lebensmittel oder Speisen irgendwann probieren und akzeptieren. 
  3. Hand- und mundgerechte Gemüsesticks kommen bei Kindern besonders gut an. Sie sind einfach zu greifen und ein knackiger Knabberspaß für die Kleinen. Wenn Sie diese vorweg oder als Beilage auf den Tisch stellen, stupsen Sie Kinder an, mehr Gemüse zu essen. 
  4. Bieten Sie buntes, kreativ und kindgerecht angerichtetes Obst und Gemüse an, das macht die Freude am Essen komplett. Wenn Sie Speisen als Regenbogen drapiert, zum Aufspießen oder in Formen (Keksausstecher sind hierzu genial) auftischen, wird umso lieber zu Gemüse und Obst gegriffen. Auch mit Vollkornbrot in schönen Formen sprechen Sie die Kinder mehr an. 
  5. Um Kindern noch mehr Lust auf das Essen zu machen, geben Sie Ihren Speisen kindgerechte Namen. Überlegen Sie diese doch direkt gemeinsam mit den Kindern. Die kleinen Feinschmecker freuen sich dann beispielsweise auf die „froschgrüne Erbsensuppe“ oder auf „Lava-Nudeln“. Vergessen Sie aber nicht, immer auch die Zutaten der Gerichte mit auf dem Speiseplan aufzuführen, z. B. „Hexensuppe“ (Kartoffel-Lauch-Möhren-Cremesuppe mit Geflügelwürstchen).
  6. Gestalten Sie den Speiseplan mit Bildern, damit die Kinder selbst sehen und einschätzen können, was es zu essen gibt. Das steigert die Vorfreude der Kinder und gibt Gelegenheit, mit anderen Kindern oder Erwachsenen schon mal darüber zu sprechen. Kenne ich das Essen und freue mich schon, oder gibt es heute vielleicht mal ein neues Lebensmittel zu entdecken? 
  7. Richten Sie einen Beispielteller im Eingangsbereich, vor der Küche oder im Kinder-Restaurant an. Das macht Kinder zusätzlich neugierig auf das Mittagessen. Kinder werden so altersgerecht und über verschiedene Sinne erreicht und informiert. 
  8. Stellen Sie im Morgenkreis einen Bezug zu den Lebensmitteln her, die es an dem Tag zu essen gibt: dies ist eine gute Einstimmung auf den Tag. Rohe Lebensmittel, wie Nudeln, Kartoffeln und Gemüse, oder Lebensmittel aus der Spielewelt können Sie den Kindern zeigen und mit Sinnesspielen das Kennenlernen anregen.
  9. Lassen Sie die Kinder auch bei der Zubereitung mithelfen. Das fördert die Akzeptanz von (neuen) Speisen. Die Kinder sind stolz, dass sie selbst etwas zubereitet haben und sich, ihre Freundinnen und Freunde und auch die Erwachsenen versorgen können. Wenn Ihnen dies im Alltag nicht möglich ist, können Sie es in einer pädagogischen Aktion unterbringen. Auch durch Tischdienste beteiligen Sie Kinder aktiv an der Mahlzeit und fördern die Partizipation.
  10. Bei der Speisenausgabe bzw. -bereitstellung können sich kleine Veränderungen ebenfalls gesundheitsförderlich auswirken. Bieten Sie Wasser immer griffbereit an, sodass Kinder nicht extra danach fragen müssen. Animieren Sie die Kinder mit schönen, bunten, für Kinder-Hände geeigneten Bechern außerdem, freudig zuzugreifen. Um Abwechslung zu schaffen, können Sie Wasser auch mal mit Kräutern, Gemüse oder Obst geschmacklich aufpeppen. 
  11. Richten Sie das Gemüse so an, dass jedes Kind dieses sehen und sich ohne Probleme bedienen kann, platzieren Sie das Gemüse bei einem Buffet oder einer Ausgabe auf Augenhöhe und gut sichtbar. Damit erhöhen Sie die Chance, dass direkt zugegriffen wird und Kinder nicht extra danach fragen müssen. Platzieren Sie dagegen die süßen bzw. limitierten Lebensmittel wie Fleisch weniger gut erreichbar und sichtbar
  12. Ebenfalls können Sie mit Ihrer Geschirrauswahl stupsen: mit größeren Tellern für Hauptgerichte und kleineren Schälchen für den Nachtisch beeinflussen Sie die genommene Essensmenge unbewusst. 

Stupser am Esstisch  

Mit einer positiven, ruhigen Essatmosphäre laden Sie dazu ein, sich Zeit zum Essen zu nehmen. Deshalb ist eine kindgerechte und angenehme Gestaltung des Essplatzes wichtig. Vermeiden Sie die Ablenkung durch Spielzeug oder laute Geräusche, damit die Kinder sich auf das Essen konzentrieren können. So wird Essen in dem Moment zur Hauptaktivität. Bieten Sie den Kindern bequeme und sichere Sitzmöglichkeiten. Wählen Sie das Essgeschirr und Besteck kindgerecht aus, damit Kinder selbstständig, mit Freude und Genuss essen (lernen) können. 

Seien Sie den Kindern bei den Mahlzeiten ein Vorbild. Essen Sie die Speisen mit Genuss und kommentieren, dass und wie es Ihnen schmeckt. So werden die Kinder neugierig und möchten (vielleicht) auch probieren. Das Gleiche gilt für gleichaltrige Mit-Esserinnen und Mit-Esser. Wenn Kinder sehen, dass die anderen die angebotenen Speisen essen, ahmen sie dieses Verhalten eher nach. Also setzen Sie Kinder, die gerne und mutig die bunt gemischte Lebensmittelvielfalt essen, zusammen mit wählerischen Kindern an einen Tisch. Andere sitzen lieber neben dem besten Freund oder der besten Freundin, weil sie sich dann wohler fühlen und entspannter essen. 

Mit einem Probierteller oder -löffel bieten Sie Kindern eine schöne Möglichkeit, mit unbekannten Lebensmitteln oder Speisen näher in Kontakt zu kommen. Vielleicht ist ein Kind noch nicht dazu bereit, ein neues Lebensmittel auf dem Essteller zu haben, ist aber neugierig. Wenn das Kind möchte, kann es auf einem separaten Probierteller oder –löffel das Lebensmittel vorsichtig kennenlernen. Wie immer am Esstisch gilt auch hier: Sie bieten dies nur an, das Probieren oder Essen ist kein Muss

Sie beziehen die Kinder aktiv mit ein, wenn Sie mit ihnen über das Essen sprechen. Sie können erfragen, was ihnen gut geschmeckt hat und was es gerne öfter geben soll. So laden sie die Kinder ein, das Essen bewusster wahrzunehmen und sich mit dem, was auf dem Teller ist, auseinanderzusetzen. Mit Genussübungen regen Sie Kinder ebenfalls dazu an, sich neuen Lebensmitteln langsam anzunähern. Das steigert die Freude am Essen. Beispiele zur Umsetzung finden Sie im Artikel "Wie Kinder mit allen Sinnen Essen entdecken und genießen lernen" des BZfE. Halten Sie gesundheitsfördernde und beliebte Rezepte als Kopien zum Mitnehmen bereit, dann können Eltern diese direkt zuhause nachkochen.

Zusammengefasst – so können Sie stupsen

  • Wählen Sie ansprechende und kleine Trinkbecher für die Kinder und führen Sie eine „Trinkoase“ ein, an der sich alle jederzeit bedienen können. 
  • Führen Sie als Vorspeise (und Beilage) hand- und mundgerechte Gemüsesticks ein.
  • Gestalten Sie den Speiseplan kindgerecht mit Bildern und verleihen Sie den Speisen kreative Namen. 
  • Bieten Sie mehrere Gemüsekomponenten an.
  • Platzieren Sie die Gemüsekomponenten immer gut sichtbar und leicht erreichbar für alle Kinder. 
  • Leben Sie den Kindern genussvolles Essen vor.
  • Ermöglichen Sie es den Kindern durch Probierlöffel oder –teller, langsam neue Lebensmittel kennenzulernen. 
  • Nehmen Sie sich ausreichend Zeit für die Mahlzeiten.  

Weitere Informationen zum Thema Nudging in der Ernährung (in der Kinderbetreuung)

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