Biokunststoffe
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Plastik ist praktisch: Das Material ist billig, leicht und stabil – aber leider auch sehr beständig. Oft nutzen wir es nur sehr kurz, danach landet es im Müll.
Aber welche Verpackung ist zum Beispiel für Tomatensoße am umweltschonendsten? Und sind Glas, Metall, Bioplastik und Silikongummi wirklich gute Plastik-Alternativen?
Wir haben den Check gemacht.
Verbraucherzentrale Hessen
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Mehrweg ist aus Umweltperspektive die erste Wahl. Das bedeutet im Umkehrschluss: Ein Einwegprodukt belastet die Umwelt immer – auch wenn das Produkt sich recyceln lässt und die Herstellung umweltschonend war. Die Frage ist also nicht: Welche Alternativen habe ich zu Plastik? Sondern: Wie kann ich Müll reduzieren?
Verpackungen, Beutel und Kisten, die du ohnehin schon besitzt, sind die beste Wahl. Bei Neuanschaffungen setze am besten auf hochwertige und langlebige Produkte aus Edelstahl, Glas oder Porzellan.
Anstelle von herkömmlichen Plastiktüten bieten einige Supermärkte Tüten aus so genanntem „Bioplastik“ an. Auch bei Verpackungen und Kompost-Müllbeuteln kommt „Bio-Folie“ zum Einsatz.
Der Name kann allerdings täuschen. Zwar werden Bio-Kunststoffe zumindest zum Teil aus nachwachsenden Rohstoffen wie Zuckerrohr hergestellt, beispielsweise sogenanntes „Bio-PET“.
Aber: Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen sind nicht automatisch kompostierbar. Bio-PET hat beispielsweise die gleiche chemische Struktur wie herkömmliches Plastik. Und mit biologischer Landwirtschaft hat Bio-Plastik ohnehin wenig zu tun.
Andere Bio-Kunststoffe sind durchaus kompostierbar bzw. biologisch abbaubar. Häufig bilden Mais oder Kartoffeln die Grundlage.
Wie herkömmliches Plastik ist auch landwirtschaftlich erzeugter Kunststoff leicht, reißfest und stabil. Einige Agro-Kunststoffe, wie die „Bio-Kunststoffe“ auch genannt werden, sind bei hohen Temperaturen biologisch abbaubar. Dabei geben sie nur so viel CO2 an die Umwelt ab wie die Pflanzen, aus denen sie gemacht wurden, während der Wachstumsphase aufgenommen haben. Und: Grundsätzlich sind Bio-Kunststoffe auch recycelbar.
Bio-Plastik zersetzt sich in der Natur nicht unbedingt schneller als herkömmliches Plastik. Auch die meisten der theoretisch kompostierbaren Stoffe zersetzen sich in einem normalen Kompostierprozess nicht. Sie brauchen dafür längere Verweilzeiten, die in den meisten Kompostieranlagen nicht erreicht werden. Wenn sie es überhaupt bis dahin schaffen: Viele Sortieranlagen (sowohl für Bio-Müll als auch für Plastikmüll) entfernen Produkte aus pflanzlichen Kunststoffen als unsortierbaren Rest. Sprich: Sie werden verbrannt.
Die Herstellung der Agrokunststoffe ist energieintensiv und benötigt teilweise wertvolle Anbaufläche. Zudem sind nicht alle kompostierbaren Bio-Kunststoffe rein pflanzlich. Vielen werden bei der Herstellung chemische Zusätze auf Erdölbasis zugefügt, die beim Kompostieren freigesetzt werden und schließlich in die Umwelt gelangen können.
Bis vor kurzem zählten auch rein erdölbasierte Kunststoffe, die durch Zusatzstoffe schneller zu Mikroplastik zerfallen, zu den Bio-Kunststoffen. Diese sogenannten "oxo-abbaubaren" Kunststoffe sind allerdings seit dem 3. Juli 2021 verboten.
Fazit: Kunststoffe aus nachwachsenden Materialien herzustellen, ist grundsätzlich eine gute Idee. Allerdings sind sie bislang nicht praxistauglich. Vielleicht sind sie in einigen Jahren so ausgereift, dass wir sie empfehlen können. Bis dahin raten wir von der Verwendung von Bio-Kunststoffen ab. Sie sind kein guter Ersatz für Plastik.
Quarzsand, Kalk, Soda und Pottasche sind die wichtigsten Rohstoffe für die Herstellung von Glas. Um das Material herzustellen, sind neben den Rohstoffen hohe Temperaturen und viel Energie notwendig. Glas selbst hat ein relativ hohes Eigengewicht.
In Glas gelagerte Lebensmittel können lange haltbar gemacht werden. Außerdem geht das Material mit anderen Stoffen keine Wechselwirkung ein. Das bedeutet: Bei Glasbehältern gehen im Gegensatz zu anderen Verpackungsmaterialien praktisch keine Schadstoffe in das verpackte Lebensmittel über.
Braunes Glas ist undurchlässig für UV-Strahlen und gut geeignet für lichtempfindliche Lebensmittel wie Speiseöle oder Säfte. Glas lässt sich zu 100 Prozent recyceln und wiederverwenden. Mehrwegflaschen oder -Gläser haben eine gute Umweltbilanz – allerdings nur, wenn sie nicht weit transportiert werden.
Konservengläser und Einwegglasflaschen sind aus Umweltperspektive nicht empfehlenswert. Die Herstellung und das Recycling von Glas sind so energieintensiv, dass man mit der gleichen Ökobilanz Neuverpackungen aus anderen Materialien herstellen kann. Außerdem hat Glas ein hohes Eigengewicht, was sich vor allem bei langen Transportwegen negativ auswirkt. Sprich: Glas hat eine sehr hohe CO2-Bilanz, und beim Transport entsteht mehr Mikroplastik durch den Autoreifen-Abrieb.
Fazit: Mehrwegglas ist eine gute Alternative zu Plastik-Einweg-Produkten. Wenn du Getränke kaufst, solltest du unbedingt auf Mehrwegglasflaschen aus deiner Region setzen. Einwegglas ist aus Umweltperspektive zwar nicht empfehlenswert, gesundheitlich aber unbedenklicher als andere Alternativen am Markt.
Metall ist ein Sammelbegriff für verschiedene Materialien mit ähnlichen Eigenschaften. Für die Verpackung von Lebensmitteln spielen insbesondere Weißblech und Aluminium eine Rolle, die zur Herstellung von Konserven- und Getränkedosen verwendet werden. Einige Metalle können rosten. Deshalb werden sie vor der weiteren Bearbeitung mit Beschichtungen oder Zusatzstoffen geschützt.
Metalle können erhitzt und gut geformt werden. Lebensmittel in Weißblechdosen lassen sich lange konservieren. Verpackungen aus Metall sind leicht, das ist im Vergleich zu Einwegglas beim Transport ein klarer Vorteil - denn beim Transport entsteht weniger CO2. Metalle lassen sich mehrfach recyceln. Und: Brotdosen und Besteck aus Edelstahl sind unbedenklich und langlebig.
Herstellung, Verarbeitung und Recycling von Metallen sind energieintensiv. Das verschlechtert die Umweltbilanz von Metallverpackungen. Außerdem können Stoffe wie Aluminium in die Lebensmittel gelangen, die in hohen Mengen im Körper bedenklich sind. Dosen werden innen meistens mit einer Schutzschicht versehen, die aber selbst kritische Stoffe wie Bisphenol A (kurz: BPA) an die konservierten Lebensmittel abgeben kann.
Fazit: Die Herstellung und das Recyceln von Einwegprodukten aus Metall sind energieintensiv und belasten deshalb die Umwelt. Mehrfach verwendet, können Metallprodukte wie Brotdosen oder Vorratsbehälter aus Edelstahl eine gute Alternative zu Plastik sein.
Aber Vorsicht: Manchmal werden Metalle mit weiteren Stoffen kombiniert, die als bedenklich für die Gesundheit gelten.
Bambus ist ein schnell wachsender Rohstoff. Für den Anbau kommen vergleichsweise wenige Pestizide zum Einsatz. Das Material ist sowohl stabil als auch flexibel. Aufgrund seiner Eigenschaften lässt es sich zu unterschiedlichen Produkten verarbeiten. Bambus wird zum Beispiel zu Möbeln, Einweggeschirr und waschbaren Küchentüchern verarbeitet. Aber nicht alle Bambusprodukte sind unbedenklich.
Produkte aus reiner Bambusfaser sind – im Gegensatz zu Plastik – biologisch abbaubar. Dass Bambus sehr schnell wächst und häufig geerntet werden kann, ist für die Umwelt ebenfalls ein Plus. Um jedoch sicher zu sein, dass für den Bambusanbau keine Wälder gerodet wurden, achte beim Kauf am besten auf Bambus aus nachhaltig bewirtschafteten Plantagen. Das FSC®-Siegel kann beispielsweise Hinweise auf einen nachhaltigen Anbau geben. Gesundheitlich unbedenklich sind Produkte wie Schneidebretter oder Trinkhalme aus Bambus nur dann, wenn bei der Produktion keine weiteren Stoffe hinzugefügt wurden.
Lange wurden "Bambus-Produkte" wie Bambusgeschirr und Kaffeebecher verkauft, die nicht für den Kontakt mit Lebensmitteln zugelassen sind. Diese sind meist nicht aus reinem Bambus, sondern enthalten zusätzlich Melaminharze oder Harnstoff-Formaldehydharze, also Kunststoffe.
Viele dieser „Bambusprodukte“ bestehen sogar hauptsächlich aus Kunststoff. Sie wurden nur mit Bambusfaser oder -pulver vermischt. Toxikologische Bewertungen haben gezeigt, dass Gefäße für Lebensmittel – hergestellt aus diesem Bambus-Mischmaterial – in vielen Fällen gesundheitlich bedenklich sind, besonders, wenn Lebensmittel darin erhitzt werden. Untersuchungen des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamts des Landes Baden-Württemberg zeigen, dass die Freisetzung von Formaldehyd und Melamin bei den meisten getesteten Bambusbechern mit der Zeit, also bei mehrmaliger Prüfung, sogar noch zunimmt.
Auch sind sie weder umweltfreundlich noch biologisch abbaubar.
Fazit: Reine Bambusfaser gilt aufgrund ihrer positiven Eigenschaften als gute Plastikalternative. Bei den meisten „Bambusprodukten“ handelt es sich allerdings um Mischprodukte oder um Kunststoffe, denen Bambusfaser oder Bambusholzpulver beigemischt wurde. Sie können krebserregende Substanzen abgeben. Da sie offiziell sogar nie für den Lebensmittelkontakt zugelassen waren, raten wir dir dringend von der Weiter-Nutzung ab.
Reinen Bambus erkennst du übrigens an seinem holzartigen Aussehen und einer deutlich sichtbaren Faserstruktur. Bei Einweg-Besteck schneiden Varianten aus reinem Bambus sogar etwas besser ab als anderes Holzbesteck. Aber: Mehrweg geht vor Einweg, das Edelstahl-Besteck ist hier die beste Alternative.
Mehr zum Thema Bambus erfährst du im Artikel Schadstoffe in Bambusgeschirr – Abmahnungen wegen irreführender Werbung
Anders als herkömmliche Kunststoffe werden Silikone nicht aus Erdöl, sondern aus Silizium hergestellt. Silizium kommt zum Beispiel in Ton oder Sand vor. Silikone werden unter anderem in Form von Silikongummi zu Küchenhelfern wie Backformen, Eiswürfelbehälter oder wiederverwendbare Backmatten verarbeitet, kommen aber auch in Kosmetikprodukten vor.
Silikongummi lässt sich bis 200 Grad erhitzen und leicht reinigen. Es enthält keine Weichmacher, ist reißfest, UV-beständig und haltbar.
Silikon ist in der Umwelt nur schwer abbaubar. Es braucht Jahrhunderte, um sich zu zersetzen. Damit Küchenprodukte wie Backformen aus Silikon ihre typische Form und Konsistenz bekommen, werden bei der Herstellung weitere Stoffe hinzugefügt. Um sicherzustellen, dass keine flüchtigen Bestandteile aus der Form beim Backen in das Backgut übergehen können, wird das fertige Produkt im letzten Produktionsschritt auf 200 Grad erhitzt. Manche Hersteller preiswerter Produkte sparen sich diesen Schritt.
Fazit: Als Mehrwegprodukt ist Silikongummi Einwegprodukten wie beschichtetem Backpapier überlegen. Sicherheitshalber solltest du neue Produkte im Backofen eine Stunde lang bei 200 Grad „ausheizen“ und Silikonbackformen oder -matten nicht bei Temperaturen über 200 Grad benutzen.
Frischfaserpapier wird in der Regel aus Holz hergestellt. Mittlerweile gibt es auch Alternativen am Markt, zum Beispiel Papier aus Apfelresten. Oder Papier, das mit Grasfaser angereichert wurde, um den Holzanteil zu senken. Im Einzelhandel werden Papiertüten und Papierverpackungen als umweltfreundliche Alternative angeboten. Das stimmt aber nur bedingt, denn die Papierproduktion ist für die Umwelt belastend.
Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, Papier ist biologisch abbaubar und lässt sich gut recyceln. Papiertragetaschen und andere Produkte aus recyceltem Papier sind in der Regel gesundheitlich unbedenklich. Sie sind nachhaltiger als Einwegplastik oder Papierprodukte aus neu hergestelltem Papier.
Die Papierproduktion aus Frischfasern verbraucht viel Holz, Wasser und Energie. Bei der Herstellung können außerdem gefährliche Chemikalien in die umliegenden Gewässer geraten. Auch bei recycelten Papierprodukten werden für die Herstellung viele Ressourcen benötigt.
Bei Kontakt mit Lebensmitteln aus Papier ist Vorsicht geboten: Fastfood-Verpackungen, Bäckertüten und andere Einweg-Verpackungen sind häufig mit Fluorchemikalien behandelt, um wasser- und schmutzabweisend zu wirken. Diese sind umwelt- und gesundheitsschädlich.
Ebenso geben bedruckte Lebensmittelkartons und Kartons aus Recyclingmaterialien häufig gesundheitsschädliche Mineralölbestandteile ab. Um dies zu verhindern, haben Haferflocken- und Reis-Verpackungen oft einen Innenbeutel - meist aus Plastik. Andere Papierverpackungen bestehen oft aus Verbundmaterialien und haben zum Beispiel auf der Innenseite eine Silikonbeschichtung, was das Recycling erheblich erschwert.
Übrigens: Auch bei Trinkhalmen aus Papier haben Studien gezeigt, dass sie Schadstoffe an das Getränk abgeben.
Fazit: Die Herstellung von Papier – auch von Recycling-Papierprodukten – ist energieintensiv und umweltbelastend. Wähle im Zweifel Papiertüten aus recyceltem Papier und achte dabei auf den Blauen Engel. Das Siegel garantiert, dass die Herstellung tatsächlich so umweltschonend wie möglich abläuft.
Recyclingpapier sollte allerdings nicht zum Einpacken von Lebensmitteln verwendet werden. Besser als Einweg-Papiertüten sind Mehrweg-Taschen aus recyceltem Plastik oder andere Taschen, die du ohnehin mehrfach benutzt.
Textilien werden aus Garn unterschiedlicher Materialien hergestellt, zum Beispiel aus Baumwolle, Leinen oder Wolle. Stoffe und insbesondere Baumwollstoffe sind stabil, flexibel und waschbar. Sie können immer wieder zum Einsatz kommen. Im Einzelhandel werden Baumwolltaschen und Baumwolltücher mit Bienenwachs als Ersatz für Plastiktüten und Frischhaltefolie angeboten.
Produkte aus Stoff lassen sich immer wieder verwenden und halten lange. Sie sind waschbar, hygienisch und reißfester als viele Plastik- und Papieralternativen. Stoffprodukte lassen sich in der Regel platzsparend verstauen.
Die Produktion von Textilien ist energieintensiv und umweltbelastend. Die Baumwolle muss angebaut, transportiert und verarbeitet werden. Dafür braucht es unter anderem viel Wasser. Oft werden auch Pestizide und Gentechnik eingesetzt. Je nach Endprodukt kommen bei der weiteren Verarbeitung noch Farben und weitere Chemikalien ins Spiel.
Damit sich der klassische Stoffbeutel umwelttechnisch lohnt, solltest du ihn viele Male benutzen. Je öfter, desto besser.
Auch die vielgepriesenen Bienenwachstücher haben Nachteile. Beispielsweise lassen sie sich nur mit kaltem Wasser reinigen und sind deshalb für die Verpackung von Lebensmitteln nur eingeschränkt geeignet, insbesondere nicht für rohes Fleisch und Fisch. Sie sind auch nicht lange haltbar - laut einigen Herstellern nur ein bis zwei Jahre.
Bei einigen Wachstüchern wird Baumharz zugesetzt, um das Wachstum von Bakterien und Pilzen zu hemmen. Baumharz hat einen intensiven Eigengeschmack, der leicht auf die verpackten Lebensmittel übergehen kann.
Wird das teure Bienenwachs mit günstigem Paraffinwachs gestreckt, können auch unerwünschte Mineralölbestandteile ins Essen gelangen.
Fazit: Stoffbeutel? Ja, bitte! Je öfter du zur Tasche greifst, die du sowieso schon besitzt, desto besser die Umweltbilanz. Produkte, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen (wie zum Beispiel Brotbeutel) sind besser ungefärbt und unbedruckt. Sie sollten sich auch mit heißem Wasser reinigen lassen. Das ist bei mit Bienenwachs beschichteten Baumwolltüchern leider nicht der Fall.