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Steigende Lebensmittelpreise: Fakten, Ursachen, Tipps

Stand:
Schon seit längerem steigen die Preise für Lebensmittel. Wir beleuchten die Fakten, Hintergründe und Ursachen, beantworten Fragen und geben Ihnen Tipps für den Einkauf.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die Lebensmittelinflation hat sich verlangsamt. Nahrungsmittel sind zwischen Juli 2023 und Juli 2024 um 1,3 Prozent teurer geworden. Lebensmittel kosten heute aber immer noch knapp 30 Prozent mehr als vor drei Jahren.
  • Etliche Faktoren spielen in den Preisanstieg hinein, darunter gestiegene Energiekosten, die schwierige internationale politische Lage und Arbeitskräftemangel, aber auch Missernten durch den Klimawandel, versteckte Preiserhöhungen sowie Mitnahmeeffekte.
  • Die Verbraucherzentralen fordern seit langem Politik und Bundeskartellamt auf, die Preisentwicklung im Handel und bei Herstellern sowie versteckte Preissteigerungen genau zu untersuchen.
  • Zwei Marktchecks im Jahr 2023 zeigen, dass sich die gleichen oder vergleichbaren Produkte in Supermärkten und Discountern preislich extrem unterscheiden können. Preise vergleichen lohnt sich also mehr denn je.
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Was ist eigentlich eine Inflation?

Das Wort "Inflation" bezeichnet einen anhaltenden Anstieg der Preise, wodurch Geld an Wert verliert. Die Inflationsrate wird mit einem Warenkorb bestimmt, der Produkte und Dienstleistungen enthält, die Privathaushalte typischerweise kaufen: Von Mehl und Honig, über Bankgebühren, bis hin zu Haftpflichtversicherungen und Teddybären.

Die persönliche Inflationsrate kann mehr oder weniger stark von der durchschnittlichen Inflationsrate abweichen. Der Grund: Verbraucher:innen nehmen Inflation hauptsächlich über die Preise für Leistungen und Konsumgüter wahr, die sie am meisten kaufen. Wer etwa jeden Tag viel Auto fährt, ist von höheren Benzinpreisen stärker betroffen als Fahrradfahrer:innen.

Das Statistische Bundesamt hat einen Online-Rechner entwickelt, mit dem Sie Ihre persönliche Inflationsrate berechnen können.

Wie sehr sind die Preise wirklich gestiegen?

Die Verbraucherzentrale NRW beobachtet kontinuierlich die Marktlage aus Sicht der Verbraucher:innen. In Marktchecks und -analysen deckt sie regelmäßig erhebliche Preisschwankungen auf. 

Wie die Grafik verdeutlicht, hat sich das allgemeine Preisniveau bei Lebensmitteln insgesamt stark erhöht. Auch wenn die Teuerung nicht mehr so schnell steigt - im Juli 2024 entsprach die Preissteigerung bei Lebensmitteln nach den Daten des Statistischen Bundesamtes 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, bei einer Gesamtinflationsrate bei 2,3 Prozent - sind Lebensmittel heute immer noch deutlich teurer als vor drei Jahren.

Inflation in Punkten

Quelle: Statistisches Bundesamt

Das Statistische Bundesamt erhebt die Preise für hunderte Produkte und Dienstleistungen eines festgelegten Warenkorbs und berechnet daraus den allgemeinen Verbraucherpreisindex. Auch für Nahrungsmittel wird ein solcher Index gebildet. Als Basis ist derzeit das Jahr 2020 mit 100 Punkten gesetzt. In der Abbildung oben ist leicht erkennbar, wie sich die Nahrungsmittelpreise seither entwickelt haben und dass sie deutlich stärker steigen als der allgemeine Verbraucherpreisindex.

Die Lebensmittelpreise steigen aber nicht erst seit einem Jahr, sondern bereits seit dem Sommer 2021. Wenn man die Preise im Juli 2024 mit der Zeit vor den Preisschocks ab Juni 2021 vergleicht, ergibt sich sogar eine Steigerung um über 29 Prozent. Die Lebensmittelpreise bleiben weiterhin auf einem hohen Niveau.

In der nachfolgenden Grafik sehen Sie, wie sich die Preise einiger Produktgruppen in den letzten Monaten verändert haben. Die Teuerung betrifft alle Lebensmittelgruppen einschließlich Grundnahrungsmittel –  was den aktuellen Preisanstieg so problematisch macht.

Inflation Produktgruppen

Quelle: Statistisches Bundesamt

Lebensmittel, die sich entweder in den letzten drei Jahren und/oder im letzten Jahr stark verteuert haben, sehen Sie beispielhaft in der nachfolgenden Tabelle. Olivenöl verzeichnete sowohl in den letzten drei Jahren als auch im letzten Jahr den stärksten Preisanstieg, während Zucker gegenüber Juli 2023 nur noch geringfügig teurer wurde.

ProduktPreisanstieg gegenüber Juni 2021 in ProzentPreisanstieg gegenüber Juni 2023 in Prozent
Olivenöl108,045,0
Zucker74,90,2
Kekse66,114,1
Ketchup59,63,3
Orangensaft oder Ähnliches54,020,5
Kartoffeln49,210,5
Kakaopulver oder Ähnliches42,010,5
Gurken41,211,7
Multivitaminsaft31,420,6
Schokoladentafeln27,811,4

Quelle: Statistisches Bundesamt

Was verursacht die aktuellen Preissteigerungen?

Viele Faktoren verändern die Situation in der Landwirtschaft und der Lebensmittelwirtschaft. Die Kosten für Energie, Düngemittel und Futtermittel bleiben höher als in der Vergangenheit, Arbeitskräftemangel und Mindestlohn verteuern die Personalkosten, der Klimawandel verursacht immer häufiger Missernten. 

Doch nicht alle Preissteigerungen der letzten drei Jahre waren nachvollziehbar. Es ist unklar, inwiefern sie allein auf höheren Herstellungskosten basierten.

Manche Preissteigerungen bei Lebensmitteln erscheinen nicht gerechtfertigt. Besonders häufig beobachten die Verbraucherzentralen zudem versteckte Preiserhöhungen durch geringere Füllmengen und veränderte Rezepturen. Sie fordern deshalb einen kritischen Blick der Politik und des Kartellamts auf Handel und Lebensmittelhersteller, um zu prüfen, ob Unternehmen die aktuelle Lage nutzen, um die eigenen Erträge zu verbessern.

Welche Tipps gibt es für den Einkauf bei hohen Lebensmittelpreisen?

Preisfallen erkennen und umgehen

Bei allen Produkte vergleichen Sie immer die Kilopreise oder die Literpreise, also die kleingedruckten Grundpreise an den Regalen: Nur diese erlauben einen echten Vergleich! Bei Obst und Gemüse spielen zudem Herkunft und Jahreszeiten eine wichtige Rolle. Gemüse und Früchte, die Saison haben und in der Region heimisch sind, sind häufig günstiger, weil sie nicht weit transportiert und aufwändig gekühlt werden müssen.

Supermärkte und Discounter bieten Lebensmittel, die nur noch kurz haltbar sind, meist reduziert an. Ein Einkauf auf dem Wochenmarkt kann zudem günstiger sein als im Supermarkt, vor allem kurz vor Ende des Markttages. Und wer saisonales Freilandgemüse kauft statt aus dem Gewächshaus, hilft auch der Umwelt. Orientierung, wann welches Gemüse und Obst Saison hat, bietet der Saisonkalender der Verbraucherzentralen.

Fleisch öfters pflanzlich ersetzen

Hülsenfrüchte wie Linsen, Erbsen, Bohnen, Kichererbsen, Sojabohnen und Lupinen sind gute Alternativen. Sie sind wertvolle Quellen für Eiweiß, Eisen, B-Vitamine und Ballaststoffe und zudem günstig. Fleisch-Ersatzprodukte enthalten dagegen oft viele Zusatzstoffe, sind höher verarbeitet und zusätzlich teurer.

Reis, Couscous, Bulgur oder auch Nudeln liefern Kohlenhydrate und somit Energie. Als Vollkornvariante sind sie besonders reich an Mineralstoffen, Vitaminen, Ballaststoffen und ungesättigten Fettsäuren. Viele Tipps und Rezepte finden Sie auf den Seiten der Verbraucherzentrale.

Mit Einkaufsliste einkaufen gehen

Es lohnt sich, einen Essensplan für die Woche oder zumindest die nächsten Tage aufzustellen und damit geplant einzukaufen. Wie oft soll gekocht werden? Für wie viele Personen? Ein solcher Einkaufszettel reduziert die oft teuren Spontankäufe. Vorab sollte man die eigenen Vorräte und die Reste im Kühlschrank checken und von hinten nach vorne räumen. Es kann auch helfen, ein Maximalbudget für den Einkauf im Voraus festzulegen und nicht hungrig einkaufen zu gehen.

Selber kochen

"Meal-Prep" ist gerade ein Trend: Denn Mahlzeiten selbst zuzubereiten, auch zum Mitnehmen, ist meist günstiger als Fertiggerichte, Lieferdienste oder To-go-Käufe. Und so hat man auch selbst in der Hand, was auf dem Teller ist. Auch kleine Snacks unterwegs gehen ins Geld: Wer sich eine Brotzeit schmiert und den Kaffee im eigenen Thermobecher mitnimmt, kann damit Geld und Verpackungsmüll sparen. Wenn es aber doch mal ein Fertiggericht sein soll, lohnt es sich auch hier, die Grundpreise pro Kilogramm zu vergleichen.

Weitere Spartipps von der Lagerung bis zur Getränkeauswahl

Speisereste können Sie mit cleveren Rezepten weiterverwenden: Altes Brot können Sie zum Beispiel für Croutons, Paniermehl oder Semmelknödel verwenden. Und wenn Sie Lebensmittel zu Hause richtig lagern, bleiben sie länger frisch. Wussten Sie zum Beispiel, dass Kartoffeln und Zwiebeln nicht zusammengehören?

Und auch bei Getränken gibt es Sparpotenzial: Leitungswasser ist deutlich billiger als Mineralwasser und Softdrinks. Es ist zudem umweltschonend. Sie müssen es nicht schleppen und können es geschmacklich mit einem Spritzer Zitrone oder ein paar Blättern Minze aufpeppen.

Ein Blick in die Glaskugel: Wie geht es mit den Lebensmittelpreisen weiter?

Genaue Prognosen sind nicht einfach, aber aller Wahrscheinlichkeit nach werden die Lebensmittelpreise nur gering zurückgehen. Die niedrigen Preise der Jahre 2000 bis 2019 werden nicht mehr erreicht werden. Verbraucher:innen müssen daher damit rechnen, zukünftig einen höheren Anteil ihres zur Verfügung stehenden Einkommens für Lebensmittel auszugeben.

Menschen mit niedrigem Einkommen oder solche, die auf Grundsicherungsleistungen angewiesen sind, wie zum Beispiel viele Studierende, Rentner:innen oder Arbeitslose, sind von dem hohen Preisniveau besonders betroffen. Denn sie müssen ohnehin einen höheren Anteil ihres Einkommens für Grundbedürfnisse wie Ernährung, Wohnen und Mobilität ausgeben – Ausgaben, bei denen nur bis zu einem gewissen Punkt gespart werden kann.

Daher sollte die Politik aus Sicht der Verbraucherzentralen dringend handeln. Rund 17 Prozent der Menschen in Deutschland gelten als arm. Immer mehr Personen und Familien sind von Ernährungsarmut betroffen und können sich nicht mehr ausreichend gut ernähren.

Was kann die Politik tun, um Verbraucher:innen zu entlasten?

Die Verbraucherzentralen fordern:

  • eine deutliche Anhebung der Regelbedarfe des Bürgergeldes, sodass auch bei hohen Lebensmittelpreisen eine gesunde Ernährung möglich ist,
  • die Anpassung der Berechnungsgrundlage des Bürgergeldes, sodass realistische Kosten für eine Ernährung nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zugrunde gelegt werden,
  • Sonderzahlungen für Menschen mit niedrigem Einkommen, niedriger Rente und Bezieher:innen von Grundsicherung,
  • eine Beitragsreduzierung oder -befreiung für die Gemeinschaftsverpflegung in Kitas, Schulen, Hochschulen bzw. für Geringverdiener in Unternehmen, öffentlichem Dienst und sozialen Einrichtungen,
  • Null-Mehrwertsteuer bei Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten,
  • eine Unterstützung der Einrichtungen, die Mahlzeiten für Bedürftige anbieten.
Ein Mann schultert die schwere Preislast aus allen Lebensbereichen

Preiskrise - Informationen und Beratungsangebote

Ob Energie, Kredite oder Lebensmittel – in den vergangenen Monaten sind die Preise in nahezu allen Lebensbereichen gestiegen. Die Verbraucherzentralen unterstützen Sie in der Krise: Auf dieser Seite finden Sie hilfreiche Tipps, aktuelle Informationen sowie Beratungsangebote.

Fernbedienung wird auf Fernseher gerichtet

Klage wegen service-rundfunkbeitrag.de gegen SSS-Software Special Service GmbH

Die SSS-Software Special Service GmbH macht auf service-rundfunkbeitrag.de nicht ausreichend kenntlich, dass sie Geld für eigentlich kostenlosen Service verlangt. Der Verbraucherzentrale Bundesverband klagt vor dem OLG Koblenz auf Unterlassung und hat eine Sammelklage eingereicht.
Grafische Darstellung einer Frau, die ungeduldig auf ihre Armbanduhr schaut. Rechts daneben befindet sich das Logo von Cleverbuy, darunter eine Grafik von einem Smartphone, von der ein roter Pfeil auf einen Stapel Euroscheine führt. Rechts daneben befindet sich ein großes, rotes Ausrufezeichen, in dem "Warnung" steht.

Warnung vor Cleverbuy: Auszahlung lässt auf sich warten

"Clever Technik kaufen und verkaufen" heißt es auf der Website der Ankaufplattform Cleverbuy. Gar nicht clever ist die oft lange Zeit, die verstreicht, bis Nutzer:innen ihr Geld für Smartphone und Co. ausgezahlt bekommen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) warnt daher vor dem Anbieter.
Besorgt dreinblickender Mann, der auf seine Kreditkarte schaut, während er mit seinem Mobiltelefon spricht.

Der vzbv stellt fest: Banken tun nicht genug gegen Kontobetrug

Opfer von Kontobetrug bleiben in vielen Fällen auf dem Schaden sitzen, denn: Banken werfen ihnen grobe Fahrlässigkeit vor. Aus Sicht des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) müssten Banken jedoch mehr tun, um Verbraucher:innen zu schützen.