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Altersvorsorge für den Berufsstart: So stellen Sie die Weichen richtig

Stand:
Mit 20 schon an die Rente denken? Die Verbraucherzentralen erklären, worauf Azubis, Studierende und Berufsstarter:innen in Sachen Altersvorsorge achten können.
Eine junge Frau steht mit offenen Armen auf einem Feld.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Mit dem Start ins Berufsleben werden junge Menschen auch in finanzieller Hinsicht selbstständig: Erste eigene Wohnung, Auto, Urlaub.
  • Das ruft viele Anbieter von Finanzprodukten auf den Plan, die Ihnen Produkte für die Altersvorsorge verkaufen möchten.
  • Lassen Sie sich mit Szenarien von Altersarmut und Vorsorgelücke keine Angst machen. Hier finden Sie Tipps, worauf Sie achten sollten.
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Mit dem Start ins Berufsleben beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Schule, Ausbildung oder Studium sind vorbei und mit dem ersten richtigen Job öffnet sich der Weg in die finanzielle Selbstständigkeit. Der neue finanzielle Spielraum bietet viele Möglichkeiten: von der hochwertigen Wohnungseinrichtung über ein eigenes Auto bis hin zum lang ersehnten Urlaub. Doch kaum sind Sie im Berufsalltag angekommen, werden Sie begehrtes Ziel von Anbietern von Finanzprodukten, die Ihnen weismachen wollen, dass Sie sofort etwas für Ihre Altersvorsorge tun müssten, da ansonsten Altersarmut drohe.

Das Geschäft mit Zukunftssorgen und der Angstmacherei vor einer riesigen Vorsorgelücke boomt. Je früher man spare, desto mehr profitiere man vom Zinseszinseffekt. Da solle man am besten sofort eine private Rentenversicherung abschließen, mit staatlicher Förderung, Steuervorteilen und besten Renditeaussichten. Dabei ist vollkommen klar: Die Personen, die solche Finanzprodukte anbieten und vermitteln, verfolgen in erster Linie ihre eigenen Interessen.

Doch worauf sollten junge Leute und Berufseinsteiger beim Thema Finanzen achten? Die Verbraucherzentralen geben Tipps und klären häufige Fragen.

Die wichtigsten Grundregeln

Kredite vermeiden und Schulden tilgen!

Sie haben noch Schulden, beispielsweise wegen eines Studienkredits? Erst wenn die Schulden getilgt sind, stellt sich die Frage, wie Sie die dann vorhandenen Mittel anlegen sollen. Dieser Grundsatz gilt nicht nur für Studienkredite, sondern für alle Kredite, beispielsweise auch für Immobilienkredite.

Einzige Ausnahme: Die Guthabenzinsen liegen auch nach Kosten und Steuern über dem Zinssatz für die Schulden. Ein Festgeldangebot etwa mit 3 bis 4 Prozent Zinsen können Sie auch beibehalten, wenn Sie für das Eigenheim noch einen alten Kreditvertrag aus der Niedrigzinsphase haben, bei dem nur 1 Prozent Zinsen pro Jahr verlangt werden.

Lebensrisiken bedarfsgerecht absichern!

Wenn Sie private Versicherungen abschließen, bekommen Sie im Gegenzug für die gezahlte Versicherungsprämie Anspruch auf eine bestimmte Leistung. Wenn Sie eine Versicherung auswählen, überlegen Sie immer, wie es sich finanziell auswirken würde, wenn bestimmte Lebensrisiken eintreten.

Beispiele für solche Lebensrisiken sind:

  • Haftung für verursachte Schäden,
  • Reduktion des Einkommens auf das soziale Sicherungsniveau bei Krankheit oder Berufsunfähigkeit sowie
  • finanzielle Einbußen der Hinterbliebenen im Todesfall.

Eine Haftpflichtversicherung etwa schützt vor Schadenersatzansprüchen, die schon durch eine Unachtsamkeit im Straßenverkehr entstehen können.

Wenn Sie krankheitsbedingt oder durch einen Unfall nicht mehr arbeiten können, bekommen Sie aus der gesetzlichen Rentenversicherung im Regelfall eine Erwerbsminderungsrente und können Reha-Maßnahmen in Anspruch nehmen.

Zusätzliche Leistungen bietet ein privater Versicherungsschutz, etwa mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung. Da jede Leistung auch ihren Preis hat, müssen Sie abwägen, wie groß der Bedarf für Versicherungsschutz ist.

Gut zu wissen: Bei einigen Versicherungen haben Sie nur in jungen Jahren eine Wahl, sich zu versichern, weil Versicherer sich ihre Kund:innen aussuchen dürfen. Wer älter ist und Vorerkrankungen hat, zahlt mehr, wird womöglich kein Angebot zur Todesfall- oder Berufsunfähigkeitsabsicherung erhalten oder erhält nur einen eingeschränkten Versicherungsschutz.

Risikoabsicherung und Vermögensaufbau trennen!

Vermittler verkaufen ihren Kund:innen und Kunden gerne auch mal mehr als diese brauchen oder wollen. Denn dann kassieren sie höhere Provisionen. Deshalb werden etwa Berufsunfähigkeitsversicherungen oft zusammen mit Rentenversicherungen verkauft. Aber hat das irgendwelche Vorteile? Nein. Die Anbieter wollen sich durch eine Kombination von Rentenversicherung und Berufsunfähigkeitsversicherung dem Wettbewerb entziehen, weil private Rentenversicherungen für den Vermögensaufbau zur Altersvorsorge nicht taugen. Sie sind in der Regel nämlich unnötig teuer.

Wenn Sie Sparen sowie Altersvorsorge vom passenden Versicherungsschutz trennen, sind Sie flexibler und können sich die jeweils besten Anbieter aussuchen. Außerdem ändert sich der Bedarf im Laufe des Lebens. Nur bei einer strikten Trennung der Produkte können Sie gut auf Ihren veränderten Bedarf reagieren.

Beispiel: Es droht ein finanzieller Engpass, sei es wegen Elternzeit, Arbeitslosigkeit oder Angehörigenpflege. Dann möchten Sie vielleicht einige Zeit beim Vermögensaufbau pausieren oder sogar über Erspartes verfügen.

Ein anderes Beispiel: Der Anbieter ändert seine Geschäftspolitik und wird unattraktiv. Sie möchten wechseln. Wer die Produkte auf Jahrzehnte fest aneinander bei einem Anbieter bindet, verliert Flexibilität.

Rücklagen bilden!

Um künftige Schulden, insbesondere teurere Dispo- und Konsumentenkredite zu vermeiden, brauchen Sie ein ausreichend großes Finanzpolster. Die Faustregel, wonach drei Netto-Monatsgehälter ausreichend sind, bietet in den meisten Fällen eine gute Orientierung. Ein Tagesgeldkonto ist dafür ein geeignetes Produkt.

Unabhängig informieren!

Beim Thema Finanzen geht es um viel Geld und die Produkte, die Verkäufer:innen gegen Provision am wärmsten empfehlen, sind für Verbraucher:innen oft am wenigsten geeignet. Um Sie zu überzeugen, setzen sie auch verkaufspsychologische Taktiken ein, mit denen Sie in solchen Gesprächen rechnen müssen.

Um trotzdem gute Entscheidungen zu treffen, sollten Sie niemals blind vertrauen, sondern skeptisch bleiben, weitere Angebote einholen und sich bei unabhängigen Stellen informieren.

Unabhängige Informationen und Angebotsvergleiche bieten die Stiftung Warentest (Finanztest) oder kritische Medienberichterstattung. Außerdem unterstützt beispielsweise die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg mit kostenlosen Online Seminaren und Podcasts zu verschiedenen Finanzthemen, etwa zur Altersvorsorge, zur Geldanlage in ETFs und mit Informationen zu vielen weiteren Themen.

Provisionen und weitere Kosten minimieren!

Auch wenn Bankberater:innen oder Versicherungsvermittler:innen kostenlose Beratung versprechen, so handelt es sich doch nur um einen Verkauf gegen Provision. Nach Abschluss eines Vertrages bekommt der Vermittelnde immer eine Provision des Produktherstellers. Die Provisionen sind oft in den einmaligen Abschlusskosten sowie in den laufenden Kosten während der Vertragslaufzeit versteckt und müssen auch nicht immer offengelegt werden.

Wichtig: Provisionsabhängige Verkäufer:innen können keine Produkte mit geringen Kosten anbieten. Denn dies würde auch geringe Provision bedeuten. Seit langem setzen sich die Verbraucherzentralen politisch für ein Provisionsverbot in der Finanzberatung ein. Schon eine Kostenbelastung von jährlich zwei Prozent des angelegten Kapitals, wie dies bei fondsgebundenen Rentenversicherungen üblich ist, kann die mögliche Altersrente halbieren.

Ein Beispiel: Wer 100 Euro monatlich anlegt und dafür Erträge in Höhe von 5 Prozent pro Jahr erhält, kann nach 40 Jahren einen Vermögenszuwachs von rund 100.000 Euro einstreichen. Wenn man die Erträge wegen Kosten um 2 Prozentpunkte pro Jahr reduziert, schrumpft der Vermögenszuwachs auf rund 44.000 Euro. Dass teure Produkte auch bessere Leistungen böten, ist nicht richtig. Es gilt der Grundsatz: Die Kosten sind sicher, die versprochenen Erträge sind es nicht. Achte daher besonders auf die Höhe der Kosten beim Anbietervergleich und vermeide so unnötige Kosten.

Flexible Sparprodukte bevorzugen!

Damit Sie beim Sparen für das Alter keine bösen Überraschungen erleben, sollten Sie, wenn Sie neu im Berufsleben sind, ausschließlich flexible Sparformen wählen. Das heißt, dass Sie die Sparrate problemlos nach oben oder unten anpassen können, je nachdem, wie viel Sie künftig verdienen.

Wichtig: Alle Verträge, bei denen am Anfang hohe Kosten anfallen, also Rentenversicherungen und Bausparverträge, sind praktisch nicht flexibel, weil bei einem vorzeitigen Abbruch die hohen anfänglichen Kosten oft zu Verlusten führen. Gerade weil sich die persönliche Lebensplanung noch verändern kann, sollte es möglich sein, ohne große Verluste über das angesparte Kapital wieder verfügen zu können, sei es, um in die Ausbildung zu investieren oder um ein Eigenheim zu erwerben.

Umsetzen können Sie das zum Beispiel, indem Sie für das sicherheitsorientierte Sparen ein gut verzinstes Tagesgeldkonto bei einer Direktbank wählen und für chancenorientiertes Investieren zum Vermögensaufbau und für das Alter einen ETF-Sparplan. Mehr dazu erfahren Sie unten unter ETF.

In den Beratungen und bei Vorträgen an Schulen, Berufsschulen oder an Universitäten und Hochschulen erfahren die Verbraucherzentralen regelmäßig, was junge Leute rund um das Thema Finanzen und Altersvorsorge beschäftigt und welche Mythen dazu kursieren. Hier finden Sie Antworten auf die häufigsten Fragen.

FAQ: Altersvorsorge für junge Leute

Wann sind ETFs zur Altersvorsorge geeignet?

Grundsätzlich sind ETFs sehr gut zum Vermögensaufbau auch fürs Alter geeignet. Vorausgesetzt, Sie wählen die richtigen aus und informieren sich vorab über die Funktionsweise, die Chancen und die Risiken.

Der Begriff ETF (Exchange-Traded Fund) bedeutet direkt übersetzt zwar lediglich börsengehandelter Fonds, gemeint sind damit aber immer börsen-gehandelte Indexfonds. ETF sind also Fonds mit zwei Besonderheiten: Du kannst sie an der Börse kaufen und verkaufen, uns ihre Anlagestrategie besteht darin, einen bestimmten Börsenindex, etwa den DAX oder den MSCI World, nachzubilden.

ETFs bieten im Gegensatz zu herkömmlichen Fonds, die gegen Provisionen verkauft werden, zwei entscheidende Vorteile.

  1. Risikostreuung: Wer einen ETF auf den MSCI All Country-World-Index (Infos zum Index) oder auf den FTSE All-World (Infos zum Index) kauft, bekommt die Wertentwicklung von rund 3.000 bis 4.000 Aktien aus der ganzen Welt.
  2. Geringe Kosten: Das erhöht Rendite für die Anleger:innen.

Angeboten werden ETF-Sparpläne mit monatlichen Sparraten meist ab 25 Euro derzeit vorrangig von Direktbanken. Bei Finanztest finden Sie hierzu einen Angebotsvergleich. Diese Sparpläne lassen sich jederzeit flexibel ändern, ohne extra Kosten. Ist das Geld mal knapp, kannst du die monatlichen Raten auch aussetzen.

Wenn Sie mit ETFs in den Aktienmarkt investieren, sollten Sie sich aber eines bewusst machen: der Aktienmarkt ist launisch. Es ist ein ständiges Auf und Ab, auch wenn es bislang auf lange Sicht eine klare Aufwärtstendenz gab. Sie müssen das aushalten können. Der Wert von ETFs kann sich bei einer Krise am Aktienmarkt durchaus halbieren. Wer die Gelassenheit hatte, diese auszusitzen, konnte aber auch an Erholungsphase, die auf jeden Crash folgt, teilhaben. Informieren Sie sich am besten vorab über Chancen und Risiken am Aktienmarkt mit unserem Rendite-Rechner.

Wie Sie mit einem oder mehreren ETFs in den Aktienmarkt investieren, lesen Sie im verlinkten Beitrag. Auf welche Auswahlkriterien du achten solltest, erfahren Sie ebenfalls in einem gesonderten Beitrag.

Sind Robo Advisor eine Alternative?

Robo Advisor sind digitale Anwendungen zur Geldanlage, die auf Algorithmen basieren. Ein Beratungs- oder Verkaufsgespräch mit einem menschlichen Gegenüber gibt es dabei nicht, stattdessen müssen Sie nur ein paar Fragen in einer App oder online beantworten, um mit Hilfe eines Robo Advisors Geld anzulegen. Alternativ zu einem sehr preiswerten ETF Sparplan, die laufenden Kosten liegen hier bei rund 0,2 Prozent pro Jahr, können Sie die Auswahl der ETFs auch einem Robo Advisor überlassen.

Diese kommen meist mit vermeintlich wissenschaftlichen Anlagegrundsätzen daher, bieten aber nicht immer eine gut diversifizierte, kostengünstige und zuverlässig funktionierende (Buy and Hold-) Anlagestrategie an. Außerdem haben sie ihren Preis, was die Rendite reduziert. Das ist zwar bequem, aber auf jeden Fall teurer als ein simpler ETF-Sparplan mit zusätzlichen laufenden Kosten von rund 0,7 Prozent pro Jahr.

Lohnt sich ein Seminar zum Online Trading?

Nein. Wird im Internet ein schneller Weg zu großem Reichtum angepriesen, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Betrug. Kriminelle nutzen soziale Medien, da diese sich besonders gut eignen, um gezielt finanziell unerfahrene Personen anzusprechen.

Geld, das Sie bei unseriösen Trading-Portalen und Investment-Clubs eingezahlt haben, bekommen Sie in der Regel nicht zurück. Und kein Anlage-Seminar kann Ihnen seriös versprechen, wie Sie überdurchschnittliche Renditen durch Trading am Aktienmarkt erzielen können.

Sind Kryptowährungen die Zukunft des Geldes?

Wahrscheinlich nicht. Ob Kryptowährungen sich mittelfristig als Alternative zu herkömmlichen Geldsystemen durchsetzen, kann heute niemand seriös vorhersagen. Die Entwicklung der letzten Jahre ging immer mehr weg von der Idee eines alternativen Zahlungsmittels und hin zu einem Spekulationsobjekt.

Kryptowerte sind aufgrund der vorhandenen Risiken - von massiven Kursschwankungen bis hin zum Totalverlust - und der fehlenden Sicherungssysteme als Geldanlage nicht zu empfehlen. Die Angst vor einem globalen Finanzkollaps ist derzeit unbegründet. Wer da skeptisch ist, kann einen kleinen Teil seines Geldes auch in eine der ältesten Währungen der Menschheit investieren: Gold.

Was ist vom Eigenheim als Altersvorsorge zu halten?

Für viele Menschen ist ein Eigenheim ein Lebenstraum und damit zentraler Bestandteil der privaten Altersvorsorge. Die Rentabilität steht bei einem solchen Investment weniger im Vordergrund. Vielmehr geht es um eine erhoffte höhere Lebensqualität. Wenn Sie später mal ein Eigenheim als Altersvorsorge erwerben möchten, sollten Sie dies schon heute bei der Produktauswahl zum Vermögensaufbau berücksichtigen. Schließlich sollte dann Eigenkapital verfügbar sein, wenn Sie Ihr Wunschobjekt gefunden haben.

Nach dem Kauf einer Immobilie ist es sinnvoll, die bisherige Sparrate zum Vermögensaufbau zur Tilgung teurer Schulden zu verwenden. Hierzu eignen sich Tagesgeld und Festgeld als sichere und nach Bedarf auch flexible Anlageformen.

Rentablere Anlagen wie ETFs können auch in Frage kommen, vorausgesetzt, Sie haben noch genügend Zeit, Verlustphasen auszusitzen. Ungeeignet sind wegen hoher Kosten und eingeschränkter Flexibilität private Rentenversicherungen. Auch Bausparverträge sind nicht die erste Wahl.

Ist ein Riester-Vertrag empfehlenswert?

Nicht unbedingt. Ein häufiges Verkaufsargument für Riester-Verträge ist die staatliche Förderung. Diese besteht aus Grund- und Kinderzulagen, die in den Vertrag fließen, sowie möglichen Steuervorteilen, die über den Einkommensteuerbescheid erstattet werden. Wer diese Förderung in Anspruch nimmt, muss allerdings die spätere Rente voll versteuern. Eine hohe Förderung heute wird also durch die Steuerlast später zumindest teilweise kompensiert.

Die Verbraucherzentralen haben das mal nachgerechnet. Für einen jungen Durchschnittsverdiener Mitte 20 ohne Kinder ergibt sich folgendes Bild: Die Rendite des Sparvertrages würde durch die Förderung nur um etwa 0,3 Prozentpunkte pro Jahr steigen. Mit zwei Kindern wird es durch die Zulagen zwar interessanter, aber die zusätzliche Rendite beträgt auch dann nur 0,7 Prozentpunkte.

Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul, sagt man. In diesem Fall sollten Sie es aber tun. Denn die Realität auf dem Riester-Markt ist voller Fallstricke. Unabhängige Beratung zur Riester-Rente gibt es nicht, weil die Berater Provisionsinteressen verfolgen. Die Produkte, die diese als Altersvorsorge verkaufen, haben regelmäßig zu hohe Kosten und zu geringe Renditen.

Aber selbst wenn Sie sich, etwa über die Stiftung Warentest, gut über das (immer weiter schrumpfende) Produktangebot oder über Möglichkeiten, bei bestehenden Riester Rentenversicherungen teure Fonds gegen günstige zu tauschen, informieren, werden Sie kaum bedarfsgerechte Angebote finden. Denn die Renditechancen sind nicht nur wegen hoher Kosten und fragwürdiger Anlagekonzepte überschaubar, sondern auch, weil die Anbieter zusagen müssen, dass zum Rentenbeginn keine Verluste zu Buche schlagen. Diese Garantie reduziert die Ertragschancen.

Ein weiterer Nachteil ist die zwingende Verknüpfung mit einer lebenslangen Rentenzahlung. Die privaten Lebensversicherer müssen vorsichtig kalkulieren und wollen natürlich auch noch Gewinne erzielen. Das bedeutet, dass sie eine Lebenserwartung unterstellen, die weit über der liegt, die das Statistische Bundesamt veröffentlicht. Außerdem ist der unterstellte garantierte Ertragszinssatz sehr niedrig (Höchstrechnungszins).

All diese Nachteile kann auch die Förderung nicht ansatzweise ausgleichen. Viel wichtiger als die Förderung ist, welche Rendite das angelegte Geld in den nächsten Jahrzehnten Jahr für Jahr abwirft und dass die Vorsorge bedarfsgerecht ist. Hier hat ein einfacher und flexibler ETF-Sparplan auf einen weltweiten Aktienindex aufgrund der geringen Kosten und der historisch betrachtet besten Renditen klar die Nase vorn.

Welche Alternativen zur Riester Rente gibt es für junge Leute?

Interessante Alternativen zur Riester Rente, gerade für junge Menschen:

  • Chancenorientierte Alternative: eine breit gestreute Anlage am Aktienmarkt, etwa mit ETFs. Diese ist viel flexibler und rentabler. Die Verbraucherzentralen haben nachgerechnet: Ein ETF-Sparplan, bei dem Sie mit Start der Riester-Rente 2001 jeweils die maximal geförderten Summen jährlich eingezahlt hätten und mit dem Sie in einen weltweiten ETF, etwa MSCI All Country World mit angenommenen 0,5 Prozent Kosten, investiert hätten, hätte gut 10 Prozent Rendite pro Jahr gebracht.
  • Sicherheitsorientierte Alternative: eine Kombination aus gut verzinsten Tagesgeld und Festgeldkonten bei Direktbanken.
  • Schulden tilgen: Wenn du teurere Schulden wegen einer selbst genutzten Immobilie hast, kannst du prüfen, ob du das Kapital aus einem Riester Sparvertrag abziehst und es zur Schuldentilgung zu verwendest. Keinesfalls aber solltest du diese Option ohne unabhängige Beratung wählen, denn hierbei lauern zahlreiche Fallstricke.
Betriebliche Altersvorsorge: immer mitnehmen?

Nein. Schauen Sie sich das Angebot Ihres Arbeitgebers genau an. Einige sind sehr großzügig und übernehmen sogar die gesamte Beitragszahlung für ihre Mitarbeiter:innen. Andere bieten lediglich eine Entgeltumwandlung an und fördern diese nur soweit sie dies müssen. Viel wichtiger als die Förderung ist aber, dass Ihr Geld breit gestreut, zu geringen Kosten und langfristig rentabel angelegt wird. Immerhin können Sie das Geld noch 40 Jahre und länger für sich arbeiten lassen.

Faustregel für junge Menschen: Eine betriebliche Altersvorsorge kann sich lohnen, wenn Ihr Arbeitgeber Ihre Einzahlungen mit mindestens 60 Prozent bezuschusst. Das hat folgenden Grund: Sie brauchen diesen Mindest-Zuschuss vor allem, um hohe Produktkosten sowie Nachteile in der Sozialversicherung zu kompensieren. Und selbst dieser Zuschuss reicht nicht aus, wenn die gewählte Anlagestrategie zu geringe Renditechancen hat.

Sie und Ihr Arbeitgeber "sparen" zwar Sozialabgaben und Steuern auf die Einzahlung. Aber das reduziert auch Ihre Ansprüche auf Kranken-, Eltern- oder Arbeitslosengeld bis hin zur Erwerbsminderungsrente.

Ein weiterer Haken: Von den Betriebsrenten müssen im Gegenzug im Rentenalter Steuern und Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung abgezogen werden. Das Für und Wider können Sie im verlinkten Beitrag nachlesen.

Wichtig: Junge Menschen brauchen höhere Zuschüsse als ältere, damit sich das rechnet, weil für sie die Anlagerendite wichtiger ist als die Förderung.

Welche Förderungen gibt es für Geringverdiener?

Je nach Tarifvertrag haben Verbraucher:innen gegenüber ihrem Arbeitgeber Anspruch auf Vermögenswirksame oder Altersvorsorgewirksame Leistungen. Der Betrag kann zwischen 6 und 40 Euro liegen. Der Staat fördert Einzahlungen mit der Arbeitnehmersparzulage. Außerdem werden bestimmte Sparprodukte im Rahmen der Wohnungsbauprämie gefördert. Die Förderung ist auf Einzahlungen bis zu einem gewissen Betrag begrenzt und wird nur gewährt soweit bestimmte Einkommensgrenzen nicht überschritten sind.

Berufsanfänger sollten prüfen, ob sie die Fördervoraussetzungen erfüllen. Mehr zur Förderung und den Produkten zur vermögenswirksamen Leistung erfahren Sie im verlinkten Beitrag. Zur Wohnungsbauprämie finden Sie ebenfalls weitere Informationen.

Fallstricke: Bei welchen Produkten ist Skepsis angebracht?

Die wichtigste Regel: Meiden Sie Produkte mit hohen Abschlusskosten und geringer Flexibilität! Dazu zählen Rürup-Renten, auch Basisrente genannt, kapitalbildende Lebensversicherungen und private Rentenversicherungen, fondsgebundene Versicherungen sowie Bausparverträge. Vorsicht auch vor Honorarvermittlern, die gegen viel zu hohe Honorare lediglich Versicherungen mit ETFs vermitteln.

Auch unnötig hohe Kosten für ein aktives Fondsmanagement oder für Vermögensverwaltungen und Robo Advisor können Sie sich sparen, denn über ETFs können Sie bei gleichem Risiko mehr Rendite erzielen.

Versuchen Sie gar nicht erst, durch Kauf von Einzelaktien mittels Daytrading oder über den Handel mit Kryptowährungen Gewinne zu erzielen. Hier ist es wie im Casino: Erfolg ist reine Glückssache, die Bank gewinnt immer, und je länger Sie spielen, desto mehr Geld verliersen Sie.

Unabhängige Informationen und Beratung

Wenn du die genannten wichtigsten Grundregeln einhältst, kannst du eine kostspielige Fehlberatung durch provisionsgeleitete Vermittler:innen vermeiden. Wenn du unsicher bist oder ein Angebot eines Anbieters unabhängig prüfen lassen möchtest, helfen dir die Beraterinnen und Berater der Verbraucherzentrale weiter.

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Warnung vor Cleverbuy: Auszahlung lässt auf sich warten

"Clever Technik kaufen und verkaufen" heißt es auf der Website der Ankaufplattform Cleverbuy. Gar nicht clever ist die oft lange Zeit, die verstreicht, bis Nutzer:innen ihr Geld für Smartphone und Co. ausgezahlt bekommen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) warnt daher vor dem Anbieter.