Von Schokobrötchen und Pizzaresten – die Vorkasse und ihre Gefahren
Stand:
Das Internet ist Vorkasse-Land. Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist das risikoreich. Gerade Vorkasse-Überweisungen sind fast nie eine gute Idee. Dafür ist die SEPA-Lastschrift viel besser als ihr Ruf. In dieser Folge spricht Kai über Geld und wie ihr es guten Gewissens aus der Hand gebt.
Off
Im Grunde haben wir uns daran gewöhnt. Ware aus dem Internet gibt es erst, nachdem ihr sie bezahlt habt. Der Gesetzgeber hatte sich das früher mal anders gedacht. Im Regelfall sollen Ware und Geld gleichzeitig übergeben werden. "Zug um Zug", nennen die Juristinnen und Juristen das. Das ist bei Versandkäufen natürlich nicht ganz einfach. Also entwickelte sich schleichend das, was ihr alle kennt: „Erstmal bitte Geld her.“ Das ist im Interesse der Unternehmen. Und findet natürlich längst nicht nur im Netz statt.
Als Verbraucherinnen und Verbraucher tragt ihr dabei gleich mehrere Risiken. Ihr gebt einerseits euer wichtigstes Druckmittel aus der Hand. Gewährleistungs- oder Widerrufsrechte sind deshalb viel schwerer durchzusetzen. Hättet ihr noch euer Geld in der Hand, wäre das eine wirksame Motivation für euer Gegenüber, etwa die defekte Ware schnell zu reparieren.
Andererseits drohen auch Insolvenzen. Ist ein Unternehmen zahlungsunfähig, müsst ihr normalerweise auf den Großteil eures Geldes verzichten. Im Insolvenzverfahren stehen Verbraucherinnen und Verbraucher weit hinten in der Schlange – da bleiben oft nur wenige Prozent eurer ursprünglichen Forderung übrig. Während Corona nutzten Unternehmen eure Zahlungen sogar als billige Kredite. Airlines hatten es überhaupt nicht eilig, eure Vorkasse-Zahlungen zu erstatten, nachdem euer Flug ausfallen musste. Die langsamsten Fluggesellschaften brauchten nach einer Untersuchung von flightright durchschnittlich mehr als 160 Tage für die Rücküberweisung. In der Fluggastrechteverordnung ist eine Erstattung nach 7 Tagen vorgeschrieben.
Hier könnt ihr die Podcastfolge hören:
Eine ganze Reihe von Betrügereien wäre übrigens ohne die Vorkasse-Überweisung gar nicht möglich. Der Fakeshop kassiert und macht sich mit dem Geld aus dem Staub. Das wäre viel komplizierter, wenn eure Zahlung wenigstens abgesichert wäre. Bei Paypal gibt es zum Beispiel den so genannten Käuferschutz, bei Kreditkarten-Zahlung das so genannte Chargeback-Verfahren. Beides sind keine Garantien, dass immer alles funktioniert. Aber sie sichern euch jedenfalls gegen viele kriminelle Dinge ab.
Am besten zahlt ihr aber eigentlich per Rechnung – hinterher, nachdem ihr alles prüfen konntet. Auch die SEPA-Lastschrift ist ziemlich gut. Dort könnt ihr 8 Wochen lang Abbuchungen rückgängig machen, wenn es ein Problem gab.
Shownotes - Hier gibt es noch mehr Informationen zum Thema
Musterfeststellungsklage gegen Sparkasse Märkisch-Oderland
Die Sparkasse Märkisch-Oderland hat vielen Prämiensparern nach Ansicht der Verbraucherzentrale jahrelang zu wenig Zinsen gezahlt. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat für die Kund:innen der Sparkasse Klage erhoben, damit sie ihre Zinsen in der Höhe erhalten, die ihnen zusteht.
2. Dezember 2021: Kunden:innen der GASAG in der Grund- oder Ersatzversorgung mit Gas zahlten vor diesem Datum 6,68 Cent pro Kilowattstunde. All jene Verbraucher:innen, bei denen der Belieferungsbeginn zwischen dem 2. Dezember 2021 und dem 30. April 2022 lag, zahlten mehr als 18 Cent. Der Tarif für Bestandskund:innen blieb wesentlich günstiger. Davon betroffen sind zehntausende Verbraucher:innen. Für sie kann sich der Preisunterschied schnell auf hunderte von Euro summieren und existenzbedrohend sein. Der vzbv hält das „Zweiklassensystem“ der GASAG für unrechtmäßig und will mit der eingereichten Musterfeststellungsklage den Betroffenen helfen.
Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) klagt erfolgreich gegen die GASAG AG
Das Kammergericht hat die Tarifspaltung des Berliner Gasgrundversorgers für unzulässig erklärt. Daraus können sich hohe Nachforderungen derjenigen Verbraucher:innen ergeben, die in den teuren Neukundentarif gefallen waren. Das letzte Wort wird aber wohl der Bundesgerichtshof haben.