Trinkflaschen, Geschirr, Brettchen und Besteck sind für den Lebensmittelkontakt gemacht. Bestimmte Materialmischungen oder ein fehlerhafter Gebrauch begünstigen jedoch, dass die Küchengegenstände Schadstoffe ans Essen abgeben. Die Verbraucherzentralen untersuchten bundesweit 48 Küchenutensilien, die teilweise oder ganz aus nachwachsenden Rohstoffen wie Bambus, Rohrzucker oder Holzfasern hergestellt wurden. Das Ergebnis: Einige Produkte waren nicht zulässig, bei anderen fehlten wichtige Informationen für eine sichere Verwendung. Fast alle warben mit rechtlich fragwürdigen Nachhaltigkeitsversprechen.
Gefährliche Materialmischungen
Die Ergebnisse zeigen, dass unterschiedlichste Materialien und Rohstoffe zur Her-stellung von Küchenutensilien eingesetzt werden. Nicht alle Kombinationen sind für den Kontakt mit Lebensmitteln geeignet. Vier Produkte entsprachen aus Sicht der Verbraucherzentralen nicht den gesetzlichen Bestimmungen. Materialmischungen aus Bambus und Kunststoff sind dafür bekannt, dass sie schädliche Stoffe an Lebensmittel abgeben. Die Gefahr besteht insbesondere, wenn etwa wegen fehlender Gebrauchshinweise zu heiße Lebensmittel in das Geschirr gegeben werden oder es zu heiß gespült wird. Weitere fünf Produkte enthielten Kunststoffgemische mit Holzmehlen oder -fasern. Diese werden nach einer gesetzlichen Übergangsfrist nicht mehr erlaubt sein. Grund dafür ist laut der Europäischen Kommission, dass zu wenig Informationen für eine sichere Verwendung zur Verfügung stehen. „Dass wir so viele dieser Produkte gefunden haben, ist bedenklich”, sagt Stella Glogowski, Leiterin der Fachgruppe Lebensmittel und Ernährung der Verbraucherzentrale Hessen. „Die Lebensmittelüberwachung muss auch künftig genau hinsehen und nicht gesetzeskonforme Produkte konsequent aus dem Handel nehmen.”
Angaben zu Materialien und Rohstoffen häufig unspezifisch
Die vollständige Zusammensetzung der Produkte blieb oft unklar. Allgemeine Angaben wie „pflanzliche Rohstoffe” oder „Bioplastik” reichen nicht aus. „Damit Verbraucherinnen und Verbraucher wissen, was sie benutzen, sollten die verwendeten Materialien und Rohstoffe klar benannt und nicht nur unspezifische Begriffe wie ‚pflanzenbasiert‘ oder ‚Bioplastik‘ aufgeführt werden. Dazu braucht es gesetzliche Regelungen“, fordert Glogowski.
Verwendungshinweise meist nur auf der Verpackung
Fast alle Küchenutensilien trugen zumindest auf der Verpackung Verwendungshinweise, etwa zur Reinigung in der Spülmaschine oder zum Einsatz in der Mikrowelle. Lediglich bei zwei Produkten fehlten diese Angaben vollständig. „Kritisch sehen wir jedoch, wenn sich diese wichtigen Angaben ausschließlich auf der Verpackung befinden. Landet diese nach dem Kauf im Müll, gehen die Informationen verloren. Hier braucht es rechtliche Vorgaben – auch für einheitliche Piktogramme“, so Glogowski.
Nachhaltigkeit als Verkaufsargument
Die Mehrheit der Produkte warb mit Nachhaltigkeitsversprechen. Das ist für viele Menschen entscheidend beim Kauf. Angaben wie „biobasiert", „umweltfreundlich", „wiederverwendbar” oder „nachhaltig” sind jedoch überwiegend rechtlich nicht definiert. Ohne eine rechtliche Grundlage oder weiterführende Informationen können diese Angaben eher verwirren, statt Transparenz zu schaffen. Die Verbraucherzentralen fordern, klare Regeln für Nachhaltigkeitswerbung so schnell wie möglich gesetzlich zu verankern, um übertriebene Aussagen zur Nachhaltigkeit und Irreführungen der Verbraucherinnen und Verbraucher zu vermeiden.
Hintergrund
Im Rahmen eines bundesweiten Marktchecks im April und Mai 2024 erfassten die Verbraucherzentralen stichprobenartig 48 Küchenutensilien. Voraussetzung war, dass die Produkte laut Packungsangabe unter Verwendung nachwachsender Rohstoffe hergestellt wurden. Im Fokus des Marktchecks stand die Untersuchung der Kennzeichnung der verwendeten Rohstoffe und Materialien sowie die Angaben von Verwendungshinweisen. Auch Werbeaussagen zu Nachhaltigkeit wurden erfasst und ausgewertet.
Diese Information ist im Rahmen eines vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderten Ernährungsprojekts entstanden.