Name: Umwelt-Herausforderung (Environment Challenge)
Anbieter: Amin Atitallah
Kategorie: Nachhaltiger Alltag
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: Android
Preis: kostenlos
Links: Google Play Store
Umwelt-Herausforderung hat es sich auf die Fahnen geschrieben, Verbraucher:innen zu einem nachhaltigen Lebenswandel zu motivieren. Ein gewagtes Unterfangen angesichts hochprofessioneller und reichweitenstarker Mitbewerber wie Earnest, Klima und 2Zero. Leider erwies sich die hier getestete App in unserem Test schnell als technisch wie inhaltlich fragwürdig. Zwar gehen einige Funktionen wie Echtzeitinformationen zur regionalen Luftqualität und ein Lärmsensor als hilfreiche Gimmicks durch, mit seinem Kernanliegen jedoch scheitert Umwelt-Herausforderung, denn der App gelingt es nicht, den Mehrwert individueller Klimaschutzmaßnahmen nachvollziehbar zu machen.
Was passiert mit meinen Daten?
Die positiven Nachrichten zuerst: Umwelt-Herausforderung ist kostenlos, benötigt zur Nutzung keine Registrierung und ist frei von werblichen Inhalten. Weniger gut: Der Anbieter bietet weder in der App selbst noch auf einer dazugehörigen Webseite Informationen zur Datensicherheit und Nutzungsbedingungen an. Bei Google Play wird zum Zeitpunkt unseres Tests (Juni 2024) das letzte Update mit dem 13. April 2024 datiert. Die Aktualisierung ist also nur wenige Wochen alt. Daher ist es umso überraschender, dass wir online nirgendwo auf Informationen zum Anbieter mit Sitz in Paris und die Datenschutzbestimmungen der App fanden. Angesichts der bei Verwendung von Umwelt-Herausforderung abgefragten Freigaben - beispielsweise der GPS-Ortung zur Anzeige der lokalen Luftqualität - bewerten wir diesen Umstand sehr kritisch.
Was steckt hinter den Herausforderungen?
Knapp 40 Challenges bietet Umwelt-Herausforderung ambitionierten App-Nutzer:innen an, die sich zum überwiegenden Teil um die Verkleinerung des eigenen CO2-Fußabdrucks drehen: Die Reduzierung des Wasser- und Stromverbrauchs, Vermeidung von Papierausdrucken, überflüssigen Verpackungen und Lebensmitteln mit Palmöl sowie eine fleischarme Ernährung gehören dazu. Außerdem motiviert die App zu einem gesünderen Lebensstill, beispielsweise durch Verzicht aufs Rauchen oder regelmäßige sportliche Aktivitäten. Zwar ist der individuelle und gesellschaftliche Mehrwert solcher Maßnahmen unbestritten, worin sich dieser im Detail zeigt und was genau zu tun ist, um beispielsweise gewerbliche Umweltsünder zu identifizieren und zu boykottieren, verrät Umwelt-Herausforderung aber nicht. Meist beschränken sich die auf Zeiträume von drei bis fünf Tagen begrenzten Challenges auf allgemeingültige Aussagen und Motivationssprüche ("Ihre Bemühungen fördern das Wohl des Gemeinschaft und die Umweltschonung."). In wenigen Fällen fanden wir konkrete Handlungsanweisungen, beispielsweise zur Vermeidung von Stromverschwendung oder gedruckten Kontoauszügen. Meist folgt auf Challenge-Überschriften wie "Müll trennen", "umweltfreundlich einkaufen" oder "Umweltprobleme kennenlernen" aber kein erklärender Text, wie die jeweilige Herausforderung umzusetzen ist.
Was bedeuten diese Zahlen?
Unterhalb der aktuell gewählten Challenge zeigt Umwelt-Herausforderung Kacheln mit Titeln wie "Luftqualität" und "Lärmbelästigung" an. Hinter diesen befinden sich aktuelle Messwerte, die man sich standortgenau (Luftqualität) oder landesweit (Wasserqualität, Ökosystem) anzeigen lassen kann. Erlaubt man der App den Zugriff auf das Smartphone-Mikrofon, lässt sich außerdem der Lärmpegel in Dezibel messen. Auch hier vermissten wir beim Testen unverzichtbare Informationen, mit deren Hilfe man die angezeigten Werte verstehen und einordnen kann. So erfahren wir, dass Deutschland hinsichtlich der "Black Carbon Emissionsintensität" mit einem Ergebnis von 92,1 auf Rang 31 gut abschneidet. Sehr schlecht stehe es laut App aber um die Fischerei auf Rang 58 mit einem Ergebnis von 14,0. Und was eine "PM2.5 Belichtung" (Rang 22, Ergebnis 70,4) und "Biomschutz" (global Rang 1 , laut App) konnten wir selbst mit viel Fantasie nicht erahnen. Ähnlich verhält es sich mit den zuvor besprochenen Challenges, in denen der Öko-Mehrwert unter anderem in Kilogramm gesparten Abfalls bemessen wird. Wie diese genau sich diese Maßeinheit zusammensetzt und aus welcher Quelle die Daten stammen, verrät Umwelt-Herausforderung nicht.
Fazit
Der Titel unseres Testbeitrags bildet auch den Kern unseres Fazits: Die Nutzung von Umwelt-Herausforderung stellt uns vor ganz neue Herausforderungen, mit denen wir nicht gerechnet hatten. Sowohl hinsichtlich zentraler Verbraucherschutzaspekte wie Datensicherheit und Informationen zum Anbieter als auch mit Blick auf die technischen und inhaltlichen Qualitäten weist die App große Defizite auf. Verbraucherinnen und Verbraucher, die auf der Suche nach der nächsten Nachhaltigkeits-Challenge sind, kriegen woanders mehr geboten.
Handhabung | |
Spaß | |
Mehrwert | |
Motivation | |
Datensparsamkeit | |
Gesamtwertung |
Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)