Wir suchen Verstärkung! Hier geht es zu unseren offenen Stellen.

App-Test »OneClimate«: Wie viel Werbung verträgt der Klimaschutz?

Stand:
Vom CO2-Fußabdruck sprechen wir im Zusammenhang mit dem Thema Klimawandel und in unseren Tests und Beiträgen ja ständig. Aber was genau ist ein CO2-Handabdruck? Und wie gut vertragen sich digitaler Klimaschutz und die wirtschaftlichen Interessen des App-Anbieters?
Illustration einer Hügellandschaft und Sees in Form des Buchstaben "C" als Logo der App OneClimate

Bitte beachten Sie: OneClimate ist seit dem 1. Oktober 2024 nicht mehr in den App-Stores von Apple und Google erhältlich. Der Anbieter hat den Betrieb der App eingestellt. Nutzerdaten werden - mit Ausnahme derjenigen, die aufgrund gesetzlicher vorgegebener Fristen aufbewahrt werden müssen - laut Anbieter Climony zum 31.10.2024 gelöscht.

OneClimate verbindet Informationen und Challenges zur Verbesserung der persönlichen Emissionsbilanz mit der Unterstützung globaler Maßnahmen zum Klimaschutz. Dabei fallen sofort die professionelle Aufmachung und durchdachten Funktionen auf, die den Einstieg in die App-Nutzung spielend einfach gestalten. Zahlreiche Möglichkeiten zur Weiterbildung und Umsetzung eines klimafreundlichen Lebenswandels warten auf ihre Entdeckung. Nur an einem etwas eigenständigen Charakter und vor allem Transparenz in Sachen Datensicherheit mangelt es der Klimaschutz-App.

Off

Name: OneClimate
Anbieter: Climony GmbH (www.OneClimate.com)
Kategorie: Umweltratgeber
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos
Links: Apple App Store | Google Play Store

Kommerz und Klimaschutz Hand in Hand?

Dass die wirtschaftlichen Interessen eines App-Anbieters nicht zwangsläufig im Widerspruch zu Aspekten wie Datensicherheit und einem ökologischen und wirtschaftlichen Mehrwert für Verbraucher:innen stehen, wurde in unseren Tests schon häufiger belegt. Wichtig ist in solchen Fällen nur, dass der Kaufpreis für die App, die Kosten eines zeitlich befristeten Abonnements oder die Herausgabe geldwerter Personendaten in einem fairen Verhältnis zum Leistungsumfang der Software stehen und transparent kommuniziert werden. OneClimate landet diesbezüglich qualitativ eher im hinteren Mittelfeld. Positiv ist zunächst der einfache Registrierungsprozess zu nennen, der via Facebook, Google oder Apple möglich ist, zugunsten sparsamer Datenübermittlung aber über die E-Mail-Adresse vorgenommen werden sollte. Durch Klick auf den Bestätigungslink in der E-Mail des Anbieters aktiviert man anschließend den Account. Warum App-Anbieter Climony nicht optional die Nutzung ohne Login anbietet, wird beim Blick in die Datenschutzerklärung deutlich: Das kleine Berliner Unternehmen ist eine hundertprozentige Tochter des auf Heiz- und Kühlanlagen spezialisierten Unternehmens Viessmann Climate Solutions SE. Auch die im Impressum der App-Homepage genannte Telefonnummer führt zum hessischen Konzernsitz in Allendorf (Eder). Insofern überrascht es nicht, dass sich OneClimate im Falle des Zustimmung zu Datenschutz- und Nutzungsbedingungen das Recht vorbehält, Nutzerdaten anonymisiert an Drittanbieter zu Marketingzwecken und für Bezahlfunktionen weiterzugeben - allerdings nur unter ausdrücklicher Zustimmung des:der App-Nutzer:in. Setzt man kein Häkchen bei der Zustimmung zur Kontaktaufnahme zwecks werblicher Angebote und wählt noch dazu alle Freigaben für Push-Benachrichtigungen ab, minimiert man das Risiko von Werbung per App und im Mail-Postfach. Nichts hiervon ist rechtlich problematisch und spricht gegen die Installation der App, doch etwas mehr Transparenz über den kommerziellen Hintergrund der App wäre hier wünschenswert. Die komplett englischsprachige App-Homepage wird unseren Ansprüchen an zeitgemäße Verbraucherschutzstandards ebenfalls nicht gerecht.

 

Screenshots der Smartphone-App OneClimate
Das moderne, aufgeräumte Layout und die selbsterklärenden Funktionen von "OneClimate" sind ansprechend. (Quelle: Screenshots)

Kleine Risse hochglänzender Fassade

Der Funktionsumfang von OneClimate ähnelt dem von anderen Apps zum Tracking des Emissionsprofils - umgangssprachlich Ökotrackern -,  beispielsweise Emyze oder EcoHero. Sprich: Nach der Erfassung einiger Eckdaten zu Energieverbrauch, Mobilität, Wohnraum, Ernährungs- und Konsumgewohnheiten errechnet die App einen individuellen CO2-Fußabdruck inklusive Beispielwerten für ein besseres Verständnis der eigenen Emissionsbilanz. In unserem Test landeten wir bei gut neun Tonnen CO2-Verbrauch pro Jahr, was laut OneClimate drei Flügen von Berlin nach New York und zurück entspricht. Und wir erfahren, dass es 920 ausgewachsener Bäume bedarf, um diese Schadstoffbelastung in einem Jahr zu kompensieren. Das ist eine ganze Menge, weswegen es die App fördern will, mit kleinen und größeren Maßnahmen im Alltag nachhaltiger zu handeln, um den Klimawandel auszubremsen. Mit Wissensartikeln zu Wohnen, Alltagsmobilität, Reisen, Lifestyle und Ernährung sollen wir motiviert werden, eigene Konsumgewohnheiten zu hinterfragen und zu ändern. Wer das erworbene Wissen in die Praxis umsetzen möchte, findet unter dem Menüpunkt "Handeln" jeden Tag zehn Tipps für einen klimafreundlichen Lebenswandel, beginnend vom Verzicht auf Einwegrasierer bis zum effizienten Heizen. Oft führen diese Tipps auch zu Werbepartnern, beispielsweise zur Deutschen Bahn unter einem Infotext zu umweltfreundlichem Reisen mit der BahnCard. Leider waren nicht alle werblichen Links aussagekräftig benannt. So befürworten wir als dem Klimaschutz und Verbraucherschutz verpflichtete Institution zwar den Tipp, auf unter ausbeuterischen Bedingungen produzierte Fast Fashion zu verzichten. Der mit "zur Partnerseite" beschriftete Button, der zu einem auf nachhaltige Mode spezialisierten Onlineshop führt, sollte zugunsten der Transparenz jedoch zumindest den Namen des Händlers nennen. In unserem Test enthielt jeder zweite OneClimate-Tagestipp einen Werbelink, von denen wiederum die Hälfte nicht aussagekräftig benannt waren.

Punkte sind gut - Spenden sind besser

Jeder in die Tat umgesetzte Tagestipp und die am Ende der Wissenstexte empfohlenen Handlungen füllen das App-Konto mit Punkten. Mal gibt es zehn, zwanzig, fünfzig oder mehr Punkte abzuräumen, je nach Aufwand und ökologischem Mehrwert der Maßnahme. Besonders viele Punkte erhalten Nutzer:innen, wenn sie durch einen monatlichen Beitrag eine der im OneClimate Fund vertretenen Klimaschutzinitiativen unterstützen. Dahinter verbergen sich Organisationen zur Förderung regenerativer Landwirtschaft, Aufforstung von Wäldern oder der langfristigen Speicherung von CO2 in Pflanzenkohle. Auch der Climate Transformation Fund, der gemäß eigener Aussage in Technologien zum Klimaschutz investiert, kann regelmäßig finanziell unterstützt werden. (Weitere Informationen rund um Klimaspenden hält die Verbraucherzentrale NRW bereit.) OneClimate bzw. der Zahlungsdienstleister Stripe als zuständiger Drittanbieter akzeptieren die Zahlung mit allen gängigen Kreditkarten und Apple Pay (in der iOS-Version). Wer nur einmalig unterstützen möchte, sollte das Spenden-Abo nach Abschluss des Bezahlvorgangs gleich wieder kündigen, andernfalls wird der eingegebene Betrag monatlich abgezogen. Anbieter Climony verspricht, dass 80% der Zahlungen direkt in Klimaschutznahmen investiert werden und die verbliebenen 20% im Sinne einer Anbieterprovision für anfallende Unkosten und die Weiterentwicklung der App verwendet werden. Hier hätten wir uns angesichts der werblichen Inhalte und Zugehörigkeit zu einem milliardenschweren Konzern wie Viessmann gewünscht, dass solche Spenden ohne nennenswerte Abzüge bei den Klimaschutzinitiativen ankommen.

 

Beispielhafte Screenshots der App "OneClimate"
Wiederholt wird nach der Berechtigung für Push-Nachrichten gefragt (Abb.1). Ratgebertexte und Tipps rund um Nachhaltigkeitsthemen in "OneClimate" sind auf den Punkt formuliert und gestaltet (Abb.2&3), leider enthalten sie aber zu oft unzureichend bezeichnete Links zu werblichen Angeboten (Abb.4). (Quelle: Screenshots)

Fazit

Vor allem in den technischen Disziplinen kann OneClimate überzeugen: Die intuitiv verständliche Nutzerführung, ansprechend illustrierte Inhalte und Stabilität der Software haben Vorbildcharakter. Da wiegt es auch nur halb so schwer, dass die App im Vergleich zu inhaltlich ähnlichen Mitbewerbern wie Ein guter Tag hat 100 Punkte etwas wenig Persönlichkeit besitzt. Angesichts der kommerziellen Interessen des Anbieters wäre ein transparenterer Umgang mit der Verwendung von Nutzerdaten und der Weiterleitung auf kostenpflichtige Angebote Dritter aber wünschenswert. Dann könnte OneClimate nicht nur beim Klimaschutz, sondern auch hinsichtlich Verbraucherschutz punkten.

Handhabung5 Sterne
Spaß3 Sterne
Mehrwert2 Sterne
Motivation3 Sterne
Datensparsamkeit2 Sterne
Gesamtwertung3 Sterne

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)

ClimApps Check Icon

CliMapps - Spielend einfach Klima schützen!

CliMapps ist Ihr vertrauenswürdiger Begleiter durch die Welt der Klimaschutz-Apps. Wir testen digitale Lösungen für mehr Nachhaltigkeit und umweltbewussten Konsum im Alltag. Und was uns dabei ganz wichtig ist: Es soll Spaß machen!

Förderhinweis BMUV

Fernbedienung wird auf Fernseher gerichtet

Klage wegen service-rundfunkbeitrag.de gegen SSS-Software Special Service GmbH

Die SSS-Software Special Service GmbH macht auf service-rundfunkbeitrag.de nicht ausreichend kenntlich, dass sie Geld für eigentlich kostenlosen Service verlangt. Der Verbraucherzentrale Bundesverband klagt vor dem OLG Koblenz auf Unterlassung und hat eine Sammelklage eingereicht.
Grafische Darstellung einer Frau, die ungeduldig auf ihre Armbanduhr schaut. Rechts daneben befindet sich das Logo von Cleverbuy, darunter eine Grafik von einem Smartphone, von der ein roter Pfeil auf einen Stapel Euroscheine führt. Rechts daneben befindet sich ein großes, rotes Ausrufezeichen, in dem "Warnung" steht.

Warnung vor Cleverbuy: Auszahlung lässt auf sich warten

"Clever Technik kaufen und verkaufen" heißt es auf der Website der Ankaufplattform Cleverbuy. Gar nicht clever ist die oft lange Zeit, die verstreicht, bis Nutzer:innen ihr Geld für Smartphone und Co. ausgezahlt bekommen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) warnt daher vor dem Anbieter.
Besorgt dreinblickender Mann, der auf seine Kreditkarte schaut, während er mit seinem Mobiltelefon spricht.

Der vzbv stellt fest: Banken tun nicht genug gegen Kontobetrug

Opfer von Kontobetrug bleiben in vielen Fällen auf dem Schaden sitzen, denn: Banken werfen ihnen grobe Fahrlässigkeit vor. Aus Sicht des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) müssten Banken jedoch mehr tun, um Verbraucher:innen zu schützen.