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App-Test »bio123«: Nachhaltiges Shopping in der Nähe

Stand:
Das Einkaufen in der näheren Umgebung ist alleine deswegen besonders klimafreundlich, weil es in der Regel zu Fuß oder per Fahrrad erledigt werden kann. Wenn dann auch noch zertifizierte Bio-Lebensmittel und -Gebrauchsartikel im Einkaufskorb landen, ist dies umso erfreulicher.
Schriftzug "bio123" mit Ortsmarkierungen als Logo der gleichnamigen App

"bio123 ist die ultimative App, die Bioanbieter und Bio-Verbraucher miteinander verbindet", verspricht attempto aus Unterhaching, das Unternehmen hinter dem kostenlosen Angebot für die regionale Suche nach umweltfreundlichen Einkaufsgelegenheiten. Auch Menschen, die nicht selbst kochen möchten oder können, werden mit der Umkreissuche der App fündig: In der umfangreichen Datenbank sind zahlreiche Bäckereien, Bistros und Restaurants verzeichnet, die sich durch ein nachhaltiges Sortiment oder Speisenangebot hervorheben. Weiterführende Informationen zu zahlreichen Bio-Herstellern und zehntausenden Produkten lassen zudem kaum Fragen dazu offen, woher ein Produkt kommt und was darin enthalten ist. Ein beeindruckender Funktionsumfang, in Anbetracht dessen kleine Kritikpunkte an bio123 weitgehend verblassen.

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Name: bio123
Anbieter: attempto GmbH & Co. KG (www.bio123.de)
Kategorie: Digitale Welt | Lebensmittel | Umwelt & Haushalt
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos
Links: Apple App Store | Google Play Store

Datensparsam einkaufen

Für die Nutzung von bio123 ist keine Registrierung erforderlich. Dies ist erfreulich aus Sicht des Datenschutzes, bedeutet aber auch, dass lokal auf dem Smartphone gespeicherte Nutzerdaten wie beispielsweise favorisierte Hersteller und der persönliche Produktmerkzettel nicht auf ein neues Gerät übertragen werden können. Der digitale Merkzettel kann aber mit der Teilen-Funktion exportiert und an einen anderen Kontakt geschickt oder als Datei gespeichert werden. Ein (freiwilliger) Nutzer-Account zur Verwendung der App auf mehreren Geräten wäre in einer zukünftigen Version von bio123 wünschenswert. Auf der Website des Anbieters wird zwar eine Registrierung angeboten, diese kann aber nicht für die App genutzt werden.

bio123 fragt einmalig nach der Erlaubnis zum Zusenden von Pushnachrichten. Wichtiger für den Einsatz der App ist aber die Standortfreigabe. Diese sollte, wie üblich, nicht dauerhaft aktiviert sein, sondern nur während der Nutzung der Software. Die Suche nach nachhaltigen Geschäften und Dienstleistern in der Umgebung ist zwar auch über die Eingabe des Ortsnamens oder der Postleitzahl möglich, das Suchergebnis aber weniger präzise. Da der App-Anbieter laut seinen Datenschutzbestimmungen Personendaten nicht an Dritte, beispielsweise zu Marketingzwecken, weitergibt, bewerten wir die GPS-Ortung als unkritisch. Gleiches gilt für den Zugriff auf die Kamerafunktion, die für den in der App enthaltenen Produktscanner benötigt wird.

Beeindruckend: Die Datenbank

Bei Blick auf den Datenbestand von bio123 macht sich das langjährige Bestehen dieses Informationsangebots und das dazugehörige Qualitätsbewusstsein bemerkbar. Alleine in der Produktdatenbank finden wir über 36.000 Einträge (Stand: Juli 2024). Beim Großteil davon handelt es sich um Lebensmittel, aber auch rund 5.000 Pflege- und Kosmetikartikel sowie Produkte des täglichen Bedarfs wie Waschmittel und Tiernahrung sind enthalten. In einem gut sortierten Bio-Supermarkt haben wir die Barcodes von circa 50 Produkten stichprobenartig gescannt. bio123 konnte jedem Artikel einen Eintrag in seiner Produktdatenbank zuordnen.

Ein Fingertipp auf den Menüpunkt "Anbieter" zeigt, dass bio123 auch mit einer großen Auswahl an Geschäften und anderen Dienstleistern überzeugen kann, die Bio-Ware anbieten. Hunderte Einkaufsgelegenheiten und Dutzende "Mittagstisch"-Anbieter zeigt uns die Übersicht bei aktivierter GPS-Ortung beispielsweise in Berlin an. Eine ungefähre Vorstellung davon, welche Art von Dienstleister man sucht, sollte man allerdings haben, denn bio123 bietet in der Listenansicht keine Filter- oder Sortierfunktion abseits der Standardsortierung nach aufsteigender Entfernung an. Sowohl in der Karten- als auch Listenansicht führt ein Fingertipp zu weiteren Information wie der Adresse, den Öffnungszeiten und der Website des Dienstleisters. Der Menüpunkt "Route" öffnet die Navigation via Google Maps oder Apple Maps App, je nach Betriebssystem.

Es empfiehlt sich, bevorzugte Bio-Adressen als Favorit zu markieren, um diese nicht wieder aus dem Auge zu verlieren. Genauso wie Produkte, die beim nächsten Einkauf in Biomarkt, Naturdrogerie oder Reformhaus im Einkaufswagen landen sollen. Beginnt man die Produktsuche nämlich jedes Mal aufs Neue, läuft man Gefahr, sich in den Hunderten Kategorien mit zehntausenden Artikeln sprichwörtlich zu verlieren. Auch die Ladezeiten der App beim Stöbern in den Produktkategorien sind aufgrund der darin enthaltenen Datensätze zu hunderten, teils tausenden Produkten sehr lang. Basierend auf unserer Erfahrung im Test empfehlen wir bei Artikeln, die man wiederholt kauft, den Scan im Geschäft vor Ort und anschließend die Markierung als Favorit.

 

Beispielhafte Screenshots der App bio123
Die in bio123 enthaltenen Daten überzeugen durch Umfang und Übersichtlichkeit, auch wenn sie nicht immer schlüssig miteinander verknüpft sind. (Quelle: Screenshots)

 

Kleine Schwächen bei der Handhabung

Im direkten Vergleich mit dem immens großen Datenschatz kann die technische und grafische Aufmachung von bio123 qualitativ nicht ganz mithalten. So kann beispielsweise der persönliche Produkt-Merkzettel nicht mit mehreren Geschäften auf der Händler-Favoritenliste verglichen werden, sondern immer nur mit einem. Tippt man auf "Mein Merkzettel", zeigt bio123 nur den zuletzt gewählten Händler an, verbunden mit der Hinweisanzeige "Der Anbieter hat aktuell nicht alle Produkte auf Ihrem Merkzettel im Sortiment". Icons wie eine Uhr oder ein Taschenrechner suggerieren, man könne mit der App auch Produkte bei ausgewählten Dienstleistern reservieren oder vor der Abholung bezahlen. Tatsächlich erfüllen sie aber scheinbar keine Funktion, denn ein etwas unscheinbarer Hinweis zur Lebensmittel-Kennzeichnungsverordnung weist darauf hin, dass bio123 keinerlei Onlineshop-Funktionen anbietet. 

Ebenfalls etwas ratlos waren wir mit Blick auf den Startscreen der App, auf dem unter "Aktuelles" redaktionelle Inhalte zu Preisverleihungen, Fortbildungen, Umwelt-Initiativen und Lesetipps angezeigt werden. Nicht eindeutig war dabei, bei welchen Artikeln es sich um unabhängig publizierte Beiträge und bei welchen um Advertorials handelt. Letztere sind redaktionelle Inhalte, hinter denen ein wirtschaftliches Interesse des App-Anbieters steht, weil darin beispielsweise eine kostenpflichtige Dienstleistung oder ein Produkt beworben wird. Da bio123 durch gewerbliche Kooperationen mit ausgewählten Bio-Unternehmen finanziert wird, liegt die Frage nach der inhaltlichen Unabhängigkeit solcher Informationen nahe. Selbiges gilt für die Liste von "Top Marken" mit großformatigen Logos ausgewählter Unternehmen. Hier vermuten wir einen werblichen Inhalt. Ebenso wie bei den standortbasierten "Angeboten", die uns im Test nicht angezeigt wurden, mit denen Anbieter attempto seine App aber unter anderem für potentielle Geschäftspartner bewirbt.

Fazit

Trotz kleiner Mängel hinsichtlich der Transparenz seines Angebots und einer etwas umständlichen Nutzerführung kann bio123 überzeugen. Insbesondere die offensichtliche Sorgfalt, mit der Produkte, deren Hersteller und Verkaufsstellen für die Aufnahme in die App-Datenbank ausgewählt wurden, ist lobenswert: Alle von uns stichprobenartig geprüften Artikel und Anbieter konnten mit mindestens einer der geläufigen Bio-Zertifizierungen ihre nachhaltige Produktion belegen. Zumindest hinsichtlich ihres Angebotsumfangs macht dieser App kaum jemand etwas vor.

Handhabung 3 Sterne
Spaß 2 Sterne
Mehrwert 5 Sterne
Motivation 3 Sterne
Datensparsamkeit 4 Sterne
Gesamtwertung 4 Sterne

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)

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