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Patientensicherheit: Sicher im Krankenhaus und in der Arztpraxis

Stand:
Kliniken und Praxen müssen Sicherheitsstandards einhalten und ihre Qualität dokumentieren. Aber als Patient können Sie auch selbst etwas für Ihre Sicherheit tun.
Zwei Chiriurgen reinigen sich vor einer Operation die Hände

Das Wichtigste in Kürze

  • Kliniken müssen jährlich Qualitätsberichte veröffentlichen. Diese können Sie im Internet einsehen.
  • Viele Kliniken haben auch freiwillige Maßnahmen eingeführt, die Behandlungsfehler vermeiden helfen sollen. Fragen Sie danach, bevor Sie sich für eine Klinik entscheiden.
  • Durch gezieltes Fragen und Rückmeldungen beim Arztbesuch, in der Klinik oder bei der Medikamentengabe können Sie selbst zu Ihrer Sicherheit beitragen.
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Dass Patienten nicht verwechselt und Operationen an den richtigen Stellen durchgeführt werden, dass man keine Instrumente oder Tupfer im Patienten vergisst, liegt in erster Linie in der Verantwortung von Ärzten und medizinischem Personal. Als Patient können Sie aber auch selbst etwas für Ihre Sicherheit tun, indem Sie aufmerksam sind, mitarbeiten und gegebenenfalls Fragen stellen.

Patientensicherheit – was ist das?

Ärztinnen, Ärzte und medizinisches Personal sollen während der Behandlung ihrer Patientinnen und Patienten keine Fehler machen und zudem „unerwünschten Ereignissen“ vorbeugen. Unerwünschte Ereignisse sind zum Beispiel Wundheilungsstörungen, die manchmal nicht zu vermeiden sind. Andere unerwünschte Ereignisse wie zum Beispiel Infektionen und Behandlungsfehler ließen sich dagegen oft vermeiden, wenn alle Sorgfaltsregeln beachtet würden.

Häufigkeit von Behandlungsfehlern

Der deutsche Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen legte 2007 eine Auswertung von 184 Studien vor. Er geht davon aus, dass in Krankenhäusern fünf bis zehn Prozent unerwünschte Ereignisse, zwei bis vier Prozent Schäden, ein Prozent Behandlungsfehler und 0,1 Prozent Todesfälle aufgrund von Fehlern vorkommen.

Hochgerechnet auf 19 Millionen Krankenhausbehandlungen wären das 19.000 Patienten pro Jahr in Deutschland, die infolge von Behandlungsfehlern sterben. Eine aktuellere Auswertung gibt es nicht, ebenso wenig ein zentrales Register für Behandlungsfehler. Die Gutachter- und Schlichtungsstellen der Ärztekammern und der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen veröffentlichen zwar jährlich Behandlungsfehlerstatistiken, aber diese erfassen – so schätzen Experten – nur die Spitze eines Eisberges. Daher kann man die Zahl der Behandlungsfehler pro Jahr in Deutschland nur schätzen.

Gesetzliche Vorgaben und freiwillige Maßnahmen zur Patientensicherheit: Qualitätsberichte, Beschwerdemanagement & Co.

Seit 2005 müssen Kliniken in Deutschland jährlich strukturierte Qualitätsberichte veröffentlichen. Die Berichte können Sie auf der Internetseite des Gemeinsamen Bundesausschusses einsehen, außerdem auf den Internetseiten der jeweiligen Kliniken. Daten aus diesen Qualitätsberichten fließen in Kliniksuchportale der Krankenkassen und des Bundes-Klinik-Atlas ein.

Ärzte, Kliniken und Rehabilitationseinrichtungen sind außerdem gesetzlich verpflichtet, in ihrer Einrichtung ein Qualitätsmanagement einzuführen und weiterzuentwickeln. In Kliniken gehört dazu auch die Verpflichtung zur Durchführung eines patientenorientierten Beschwerdemanagements. Das Engagement, mit dem Ärzte und Kliniken die gesetzlichen Vorgaben umsetzen, ist nicht überall gleich. Kliniken erhalten Vergütungszuschläge, wenn sie sich an einrichtungsübergreifenden Fehlermeldesystemen beteiligen.

Es gibt außerdem viele Maßnahmen zur Vermeidung von Fehlern, die nicht verpflichtend vorgeschrieben sind. Manche Kliniken bieten solche Maßnahmen freiwillig an. Dazu gehören zum Beispiel

  • bestimmte Methoden zur sicheren Identifikation von Patienten,
  • Maßnahmen, die eine Verwechslung bei einem chirurgischen Eingriff vermeiden sollen (zum Beispiel Markieren des zu operierenden Körperteils)
  • die Verwendung von Checklisten und Zählkontrollen im OP und
  • Simulationstraining von Notfallsituationen.

Tipp: Fragen Sie bei der Suche nach einer geeigneten Klinik auch danach, welche freiwilligen Maßnahmen zur Patientensicherheit die Klinik durchführt. Aus der Antwort können Sie auch schließen, welchen Stellenwert die Patientensicherheit in der Klinik hat.

Sicher in der Arztpraxis – Tipps des Aktionsbündnisses Patientensicherheit

Vor dem Arztbesuch:

  • Bereiten Sie sich auf den Arztbesuch vor. Notieren Sie Ihre Fragen, bzw. das, was Sie mit dem Arzt/der Ärztin besprechen wollen.
  • Halten Sie wichtige Informationen bereit.
  • Nehmen Sie den aktuellen Medikationsplan mit, außerdem Befunde und Laborergebnisse anderer Ärzte, Impfpass, Allergiepass, Schlaganfall- oder Implantate-Pass.
  • Nehmen Sie bei Bedarf eine Person Ihres Vertrauens mit.

Beim Arztbesuch:

  • Sprechen Sie über den Anlass Ihres Arztbesuchs, aber auch über Allergien, Unverträglichkeiten etc.
  • Lassen Sie sich Untersuchungsergebnisse und Behandlungsvorschläge erläutern.
  • Lassen Sie sich einen Medikationsplan ausstellen
  • Fragen sie nach Risiken, Wechsel- und Nebenwirkungen
  • Wiederholen Sie Hinweise und Empfehlungen.
  • Fragen Sie, was Sie selbst tun können.
  • Achten sie darauf, nicht verwechselt zu werden.
  • Fragen Sie bei Unklarheiten nach.
  • Holen Sie eine zweite Meinung ein, wenn Sie unsicher sind.

Sicher im Krankenhaus  – Tipps des Aktionsbündnisses Patientensicherheit

  • Lassen Sie sich - wenn möglich - von einer Person ihres Vertrauens begleiten.
  • Teilen sie alle wichtigen Informationen zu Ihren Erkrankungen mit.
  • Beteiligen Sie sich aktiv an allen Entscheidungen.
  • Geben Sie sofort Rückmeldung, wenn Sie mit dem falschen Namen angesprochen werden oder befürchten, eine falsche Behandlung, falsche Medikamente oder falsche Nahrung zu erhalten.
  • Waschen und desinfizieren Sie sich regelmäßig die Hände, leiten Sie Ihre Angehörigen dazu an und achten Sie darauf, ob das Klinikpersonal die Hygieneregeln einhält.
  • Teilen Sie mit, wenn Sie Schmerzen haben oder Veränderungen bemerken.
  • Geben Sie alle wichtigen Informationen über Ihre häusliche Situation und informieren Sie sich über das weitere Vorgehen nach der Entlassung.
  • Fragen Sie bei Unklarheiten und Unsicherheiten immer nach.

Sicherheit im Umgang mit Medikamenten

  • Bestehen Sie auf einer guten Aufklärung über Wechsel- und Nebenwirkungen.
  • Geben Sie bei unerwünschten Wirkungen sofort Rückmeldung.
  • Sprechen Sie mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin bei Krankheitsveränderungen.
  • Bei Verdacht auf Verwechslung, vor allem in der Klinik: fragen Sie nach!
  • Informieren Sie Ärzte und Apotheker über alle Medikamente, die Sie einnehmen, auch über frei verkäufliche.
  • Informieren Sie Ärzte und Apotheker über Unverträglichkeiten und Allergien.
  • Wenn Sie älter sind, sprechen Sie Ihren Arzt auf die Priscus-Liste und die Forta-Liste an.

In der Priscus-Liste sind Medikamente genannt, die für ältere Patienten nicht geeignet sind, weil sie zum Beispiel Schwindel und Sturzgefahr auslösen können. Die Forta-Liste („Fit for the Aged“) beinhaltet eine Positiv-Negativ-Liste von Medikamenten für ältere Patientinnen und Patienten. 

Weitere Informationen

Das Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. besteht seit 2005. Es ist ein bundesweites interdisziplinäres Netzwerk von Einzelpersonen, Berufsverbänden und vielen Organisationen im Gesundheitswesen. Der Verein will eine neue Kultur des offenen Umgangs mit Fehlern anregen und hat das Ziel, die Sicherheit von Patienten zu erhöhen. Da viele Fehler ihren Ursprung in Kommunikations- und Koordinationsabläufen haben, widmet sich das Aktionsbündnis der Auffindung dieser Fehlerquellen und erarbeitet Handlungsempfehlungen sowohl für Krankenhaus- und Praxismitarbeiter, als auch für Patienten.

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