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Anlage in Aktien: So streuen Sie das Risiko richtig

Stand:
Wer in die Aktienmärkte investiert, kann auf deutlich höhere Erträge hoffen als bei Zinspapieren. Wichtig ist eine möglichst breite Risikostreuung. Das geht schon mit einem einzigen Aktien-ETF. Vorausgesetzt, Sie nehmen den Richtigen. Wir erklären, wie Sie am besten vorgehen können.
Ein mann steht vor einer Tafel mit vielen Statistiken und Diagrammen

Das Wichtigste in Kürze:

  • Mit Aktien sind deutlich höhere Erträge möglich als mit sicheren Zinspapieren. Aktien unterliegen allerdings kurzzeitig starken Schwankungen und bergen somit auch höhere Verlustrisiken.
  • Für Aktien sowie grundsätzlich für die Geldanlage gilt: Legen Sie nicht alle Eier in einen Korb. Setzen Sie also nicht auf eine oder wenige Aktien, sondern streuen Sie Ihr Aktienportfolio breit.
  • Wir erklären, welche Anlagestrategien eine breite Risikostreuung sicherstellen und wie Sie eine solche umsetzen können.
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Aktien: rasante Verluste und Kursanstiege

Für den langfristigen Vermögensaufbau setzen viele Anleger:innen auf Aktien, nicht zuletzt auch weil in den sozialen Medien sogenannte „Finfluencer“ tagtäglich Aktientipps und Anlagestrategien verbreiten. Der Kauf einzelner Aktien ist aber riskant und keine gute Strategie, um Vermögen aufzubauen. Investieren Sie hingegen breit gestreut in Aktienmärkte, können Sie an Dividenden- und Kurserträgen teilhaben, ohne das Totalverlustrisiko einer Anlage in Einzeltitel zu tragen.

Wie hoch die Erträge einer Anlage in Aktien in der Vergangenheit waren, kann man beispielsweise an der Entwicklung eines Aktienindex ablesen. Der deutsche Aktienindex DAX startete Ende 1987 mit einem Wert von 1.000 Punkten. Heute notiert er dank Kursanstiegen und laufender Dividendenzahlungen rund 18.000 Punkte. Ein damals investierter Euro wäre damit rechnerisch heute also etwa 18 Euro wert. Das entspricht einer jährlichen Wertentwicklung von gut acht Prozent.
Die Entwicklung einer weltweit gestreuten Anlage in Aktien können Sie zum Beispiel am MSCI All Country World Index (in Euro) oder dem MSCI World (in Euro) ablesen.

Die Forscher Elroy Dimson, Paul Marsh und Mike Staunton, haben Daten über Finanzmarktrenditen in 21 Ländern seit 1900 ausgewertet und veröffentlicht („Triumph of the Optimists: 101 Years of Global Investment Returns“, Princeton University Press oder „Credit Suisse Global Investment Returns Yearbook“). Die so berechnete Rendite beträgt 5,3 % pro Jahr, die Inflationsrate bereits abgezogen. Einen noch größeren Datensatz hat der US Forscher Jeremy J. Siegel ausgewertet („Stocks for the long run“, McGraw-Hill Professional). Über den Zeitraum zwischen 1801 und 2021 kommt er für US-Aktien zu einer Rendite nach Abzug der Inflation von 6,9 Prozent pro Jahr.

Verglichen mit einer Anlage in sichere Zinspapiere wie Bundesanleihen, Sparbriefe, Festgelder oder klassische Lebens- und Rentenversicherungen (die ebenfalls hauptsächlich in Zinspapiere anlegen) ist eine breit gestreute Anlage in Aktien deutlich rentabler. Dieses „Mehr an Rendite“ im Vergleich zu Zinspapieren nennt man auch Risikoprämie („Equity Risk Premium“):

Gut zu wissen: Risikoprämie (Equity Risk Premium)

Die Erträge der Anlageklasse Aktien lag in der Vergangenheit im Mittel deutlich über allen anderen Anlageklassen. Die Extra-Rendite der Aktienanlage gegenüber einer Anlage in langfristigen Zinspapieren betrug im Mittel über 220 Jahre nach Daten von Jeremy J. Siegel in den USA 3,3 % p.a. Nach den Daten von Elroy Dimson u.a. lag die Extra-Rendite in den 21 untersuchten Ländern im Zeitraum zwischen 1900 und 2021 bei 3,2 % p.a. Diesen Mehrertrag bezeichnet mal als Risikoprämie (englisch: Equity Risk Premium).

Wollen Sie diese "Prämie" einstreichen, müssen Sie aber auch die damit verbundenen Risiken tragen. Machen Sie sich also bewusst, dass zwischenzeitliche Verluste am Aktienmarkt von bis zu 50 Prozent (so genannter "maximum drawdown") ebenso normal sind wie zwischenzeitliche rasante Kursanstiege.

Podcast: Das Wichtigste zum Nachhören

ETFs, auch Indexfonds genannt, werden häufig als ideale Anlageform empfohlen: kostengünstig und renditestark. Wie ETFs funktionieren und worauf Sie achten sollten, wenn Sie ein eigenes Depot für ETFs anlegen, erfahren Sie in dieser Podcast-Folge.

 

 

So finden Sie Ihre persönliche Risikostreuung

Für Aktien gilt dasselbe wie grundsätzlich für jede Geldanlage: Setzen Sie nie alles nur auf eine Karte. Leider wird diese Regel auch in der Finanzberatung noch immer viel zu oft verletzt, indem Ihnen als Kund:innen zu teure und zu riskante Produkte verkauft werden.

Klar: Aktien sind die rentabelste Anlageklasse. Wenn Sie aber das Auf und Ab der Börsen nicht voll tragen wollen oder können, müssen Sie die Anlage in Aktien mit sicheren Anlagen mischen. So gelangen Sie zu Ihrer persönlichen Risikostreuung beziehungsweise Ihrer bedarfsgerechten Aktienquote. Unser Rendite-Rechner kann Ihnen hierbei eine Hilfestellung geben. Nutzen Sie diesen, um sich über Risiken und Renditen bei der Anlage in Aktien zu informieren. Sie können damit ausprobieren, wie sich Ihre Entscheidung für das Verhältnis von (sicherem) Festgeld und (riskanten) Aktien auf die Rendite Ihrer Geldanlage anhand realer Daten seit 1970 ausgewirkt hätte.

Der Vorteil einer Risikostreuung über verschiedene Anlageklassen (Zinspapiere/Renten, Aktien oder auch Rohstoffe): Mal laufen die Aktienmärkte prima, mal zieht sich eine Durststrecke am Aktienmarkt über zehn oder 20 Jahre hinweg. Dann ist es gut, solide Zinserträge aus sicheren Geldanlagen zu haben oder Erträge aus Immobilienfonds. In Krisenzeiten kann auch eine Beimischung von Gold stabilisierend wirken.

Aktien-ETFs (Indexfonds): breit gestreut in Aktienmärkte

Die  günstigste Möglichkeit, breit gestreut in den Aktienmarkt zu investieren, bieten Aktien-ETFs (Exchange Traded Funds, auch ETF). Das sind Investmentfonds, die die Entwicklung eines bestimmten Index nachbilden. Beim Anlageschwerpunkt Aktien sind es Aktienindizes wie zum Beispiel der deutsche Aktienindex DAX. Das ist natürlich der Klassiker für deutsche Aktien, der inzwischen 40 Aktiengesellschaften enthält.

Aber nur in Deutschland anzulegen, ist nicht ratsam. Eine weltweite Streuung auf 3.000 bis 4.000 Aktien ist in Indizes wie dem MSCI All Country World oder dem FTSE All World enthalten. Sie sind eine solide Geldanlage und auch zur Altersvorsorge gut geeignet. Beachten Sie jedoch: Auch bei ETFs ist ein Auf und Ab unvermeidbar.

Exchange Traded Funds


Sie wollen mehr zu ETFs erfahren? Hier haben wir die wichtigsten Informationen zu Indexfonds für Sie zusammengestellt. Erfahren Sie,

So sieht eine einfache Anlagestrategie aus

Die folgende Übersicht zeigt, wie Sie über ETFs breit gestreut in Aktienmärkte investieren können. Das geht recht einfach mit einem Produkt, man kann aber auch noch breiter streuen und in mehr Produkte investieren:

Aktien-Anlagestrategie mit einem ETF

Sie können sich bereits mit der Anlage in einen ETF an der Entwicklung der weltweiten Aktienmärkte und damit an 3.000 bis 4.000 Aktiengesellschaften beteiligen. Dies ist völlig ausreichend. Dazu sollte der ETF zum Beispiel einen der beiden folgenden Aktienindizes nachbilden:

Sie finden entsprechende ETFs in der Regel, indem Sie entweder direkt im Internet oder im Online Banking Ihrer Bank, bei der Sie ein Depot eröffnet haben, nach ETFs suchen, die den Namen der oben genannten Indizes enthalten, also MSCI All Country World ETF oder FTSE All World ETF. Es gibt auch Internetseiten speziell zu ETFs, auf denen sie vergleichen können. Oder Sie schauen bei der Stiftung Warentest in den Fondsvergleich. Solange die ETFs exakt denselben Index nachbilden, ist ihre Wertentwicklung sehr ähnlich.

Sie können dann noch zwischen zwei Varianten bezüglich der Ertragsverwendung wählen: Entweder die Erträge sind "ausschüttend" oder "thesaurierend". Letzteres heißt, dass Erträge automatisch wieder in denselben Fonds angelegt werden.

Wer es genau wissen will, kann noch die laufenden Kosten der Anbieter sowie die jährliche Wertentwicklung vergleichen. Passen Sie aber beim Rendite-Vergleich immer auf die Währung auf. Die Fondswährung wird ebenso wie die Indexentwicklung manchmal in Euro und manchmal in US-Dollar ausgewiesen. Die Währung spielt für Sie aber keine Rolle, denn weil Sie stets in Euro investieren, tragen Sie so oder so einen ganzen Korb voll von Währungsrisiken. Ihr Geld ist dann in knapp 50 Länder mit ihren eigenen Währungen angelegt.

Aktien-Anlagestrategie mit mehreren ETFs

Alternativ zur bequemen Ein-Produkt-Lösung (100 Prozent des Anlagebetrages: Welt) können Sie sich auch ein sehr breit gestreutes Portfolio selbst zusammenstellen. Etwa, indem Sie Indizes auf die wichtigsten Anlageregionen wie Europa, USA, Asien und Schwellenländer kombinieren. Das ist aber nicht unbedingt notwendig und es ist auch nicht gesagt, dass Sie damit langfristig besser fahren. Wenn Sie es lieber einfach mögen, dann bleiben Sie bei der Ein-Produkt-Lösung.

Wenn Sie dagegen in mehrere ETFs anlegen wollen um noch breiter zu streuen, dann achten Sie darauf, den Anlagebetrag nicht auf zu viele kleine Beträge aufzuteilen. Wegen der Mindestgebühren für Kauf und Verkauf kann es ansonsten passieren, dass hohe einmalige Kosten auf Sie zukommen, die vermeidbar gewesen wären.

Gewichtung nach BIP oder Marktkapitalisierung?

Bei der Entscheidung, welcher Anteil in welche Anlageregion investiert wird gibt es zwei gängige Ansätze:

  1. Sie können sich daran orientieren, wie hoch der Anteil der Region am weltweiten Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist.
  2. Oder Sie orientieren sich am jeweiligen Anteil an der Marktkapitalisierung. Darunter versteht man den rechnerischen Gesamtwert der in Umlauf befindlichen Aktien.

Da gibt es durchaus einen erheblichen Unterschied. Europa erreicht mit seinem BIP einen Anteil von rund 23 Prozent an der Summe der Bruttoinlandsprodukte weltweit. Der Wert der Aktienmärkte Europas kommt dagegen nur auf einen Anteil von 18 Prozent an dem Wert weltweiter Aktienmärkte. Genau anders herum ist es in den USA: Hier kommt der Wert der Aktiengesellschaften der USA auf einen Anteil von rund 55 Prozent, während das BIP nur rund 28 Prozent des weltweiten BIPs entspricht.

Die Unterschiede sind kulturell und historisch bedingt: In den USA erbringen Unternehmen, die als Aktiengesellschaften börsennotiert sind, einen größeren Teil der Wirtschaftsleistung als dies etwa in Europa der Fall ist. In den USA gehen auch viel mehr Unternehmen an die Börse. Das hat eine lange Tradition. Die Aufteilung auf verschiedene Anlageregionen zielt darauf ab, Wertschwankungsrisiken zu vermindern und an den Erträgen aller Unternehmen beteiligt zu sein.

Wenn Sie die Regionen wie gewünscht gewichtet haben, sollten Sie in einem nächsten Schritt Aktienindizes finden, die die Aktienmärkte der jeweiligen Region gut abbilden. Folgende Übersicht zeigt einige Beispiele für vier Anlageregionen und dazugehörige Aktienindizes sowie deren Anteile am weltweiten BIP bzw. der Marktkapitalisierung.

RegionBeispiele für zugehörigen AktienindexGewichtung BIPGewichtung Marktkapitalisierung
EuropaSTOXX Europe 600, FTSE Developed Europe, MSCI Europe23 Prozent18 Prozent
USAS&P 500, MSCI USA, FTSE North America, MSCI North America28 Prozent55 Prozent
SchwellenländerMSCI Emerging Markets, FTSE Emerging Markets39 Prozent15 Prozent
SonstigeMSCI AC Asia Pacific, FTSE Developed Asia Pacific ex Japan10 Prozent12 Prozent

Die in der Tabelle genannten Aktienindizes sind nicht die einzig sinnvollen, es mag auch geeignete weitere Alternativen geben. Indizes, die vorgeben, ethische oder nachhaltige Kriterien zu berücksichtigen, sind hier auch nicht aufgeführt. Informationen über die Herausforderungen von nachhaltigen Geldanlagen finden Sie in diesem Artikel. Mehr über das Risiko von Greenwashing lesen Sie in diesem Beitrag.

Beimischung von Small und Mid Caps?

Neben den Regionen-ETFs gibt es auch noch eine Reihe von ETFs auf Indizes, die speziell die Entwicklung mittlerer und kleinerer Unternehmen abbilden, etwa den MSCI World Small Cap (Welt), Stoxx Europe Mid 200 oder Small 200 (Europa), den S&P SmallCap600 oder den Russel 2000 US Small Cap Index (beide USA) sowie den MSCI Emerging Markets SmallCap (Schwellenländer). Auch ETFs auf diese Indizes kann man einem Portfolio beimischen, um eine noch breitere Streuung zu erhalten.

Tipps für den Kauf von ETFs

ETFs können Sie am günstigsten über eine Direktbank oder einen Neo-Broker kaufen. In den Filialen der Banken und Sparkassen und von Finanzvertrieben werden ETFs nicht aktiv angeboten, weil hier keine oder zu geringe Provisionen für die Vermittlung anfallen. Wenn Ihnen die selbstständige Suche zu kompliziert ist oder Sie Beratung brauchen, können Sie sich auch an Ihre Verbraucherzentrale wenden. Unsere unabhängigen Finanzexpert:innen helfen Ihnen gerne.

ETFs und Steuern

Die laufenden Erträge müssen Sie im Rahmen der Abgeltungssteuer (25 % ggf. zzgl. Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag) versteuern, ebenso wie die Kursgewinne zum Veräußerungszeitpunkt. Bei ETFs mit Wiederanlage der Erträge (thesaurierend) kann außerdem eine Vorabpauschale anfallen. Was Sie zum Thema Versteuerung bei ETFs wissen müssen, können Sie bei der Stiftung Warentest nachlesen oder Sie informieren sich dazu bei einer Steuerberatung.

In diesem Beitrag finden Sie weitere Tipps, worauf Sie beim Kauf eines ETF achten sollten. Einen Konditionenvergleich für Depots und Orderkosten verschiedener Banken finden Sie bei der Stiftung Warentest.

 

Stapel mehrerer Euromünzen

Alles zur Geldanlage: Das müssen Sie dazu wissen

Wer Geld anlegen möchte, wird oft unangemessen beraten. Statt am Bedarf der Kund:innen orientieren sich Banken gern an den eigenen Interessen. Hier finden Sie Tipps, wie Sie Ihr Geld bedarfsgerecht anlegen und wie Sie sich vor Enttäuschungen schützen können.

Fernbedienung wird auf Fernseher gerichtet

Klage wegen service-rundfunkbeitrag.de gegen SSS-Software Special Service GmbH

Die SSS-Software Special Service GmbH macht auf service-rundfunkbeitrag.de nicht ausreichend kenntlich, dass sie Geld für eigentlich kostenlosen Service verlangt. Der Verbraucherzentrale Bundesverband klagt vor dem OLG Koblenz auf Unterlassung und hat eine Sammelklage eingereicht.
Grafische Darstellung einer Frau, die ungeduldig auf ihre Armbanduhr schaut. Rechts daneben befindet sich das Logo von Cleverbuy, darunter eine Grafik von einem Smartphone, von der ein roter Pfeil auf einen Stapel Euroscheine führt. Rechts daneben befindet sich ein großes, rotes Ausrufezeichen, in dem "Warnung" steht.

Warnung vor Cleverbuy: Auszahlung lässt auf sich warten

"Clever Technik kaufen und verkaufen" heißt es auf der Website der Ankaufplattform Cleverbuy. Gar nicht clever ist die oft lange Zeit, die verstreicht, bis Nutzer:innen ihr Geld für Smartphone und Co. ausgezahlt bekommen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) warnt daher vor dem Anbieter.
Besorgt dreinblickender Mann, der auf seine Kreditkarte schaut, während er mit seinem Mobiltelefon spricht.

Der vzbv stellt fest: Banken tun nicht genug gegen Kontobetrug

Opfer von Kontobetrug bleiben in vielen Fällen auf dem Schaden sitzen, denn: Banken werfen ihnen grobe Fahrlässigkeit vor. Aus Sicht des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) müssten Banken jedoch mehr tun, um Verbraucher:innen zu schützen.