Beim verbraucherpolitischen Frühstück der Verbraucherzentrale Hessen diskutierte Philipp Wendt, Vorstand der Verbraucherzentrale Hessen, heute mit Abgeordneten der hessischen Landtagsfraktionen darüber, welche Unterstützung Pflegebedürftige und ihre Angehörigen vor allem in rechtlichen Fragestellungen benötigen und welche Herausforderungen sich daraus für die nächste Legislaturperiode ergeben.
„Die Herausforderungen in der Pflege sind vielfältig“, fasst Philipp Wendt, Vorstand der Verbraucherzentrale Hessen die Diskussion zusammen. Das fehlende qualifizierte Personal führe zu einem verknappten Angebot von Pflegeleistungen. „Dadurch fühlen sich die Menschen ihrem Pflegedienstleister ausgeliefert“, so Wendt. Die derzeitigen Unterstützungsangebote reichten nicht aus. „Die kommende Landesregierung sollte deswegen eine professionelle Pflegerechtsberatung finanzieren“, fordert Wendt. Andere Länder seinen mit einer Pflegerechtsberatung und Patienten- und Pflegebeauftragten schon viel weiter als Hessen.
Beratungsangebot zu Vertrags- und Sozialrecht unverzichtbar
Sabine Strüder, Fachbereichsleiterin Gesundheit und Pflege bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, verantwortet dort auch die seit 20 Jahren bestehende Pflegerechtsberatung. „Nach meinen Erfahrungen ist ein unabhängiges vertrags- und sozialrechtliches Beratungsangebot für Pflegebedürftige und deren Angehörige unverzichtbar. Es ergänzt hervorragend die Arbeit der Pflegestützpunkte. Das zeigt sich an den kontinuierlich zunehmenden Anzahl an Anfragen zu Pflegeheimen und -diensten, Leistungen der Pflegeversicherung und weiteren Themen, die an unsere Juristinnen herangetragen werden.“
Vertragliche Regelungen spielen eine große Rolle
„Wer pflegebedürftig wird, muss sein gesamtes Leben innerhalb kurzer Zeit neu organisieren. Dabei geht es nicht nur um die Frage der richtigen und angemessenen Pflege oder die Feststellung des richtigen Pflegegrads“, sagt Silke Möhring, Juristin bei der Verbraucherzentrale Hessen und seit vielen Jahren im Bereich Gesundheit und Pflege tätig. „Im Verhältnis zu Dienstleistern wie Heim und Pflegedienst spielen häufig vertragliche Vorgaben eine Rolle. Dazu gehört zum Beispiel auch die Frage, ob Preiserhöhungen angemessen und zulässig sind.“
Die Pflege zu Hause zu organisieren, erfordert genaue Rechtskenntnisse
Daniela Hubloher, Beraterin für Gesundheit und Pflege bei der Verbraucherzentrale Hessen, fasst ihre Erfahrungen wie folgt zusammen: „Da viele Pflegebedürftige in der gewohnten Umgebung verbleiben möchten, stellt sich auch häufig die Frage, wie ambulante Beschäftigungsverhältnisse zum Beispiel mit osteuropäischen Betreuungskräften rechtlich legal gestaltet werden können. Die rechtlichen Anforderungen sind hierbei sehr komplex und stellen Betroffene vor große Herausforderungen.“
Passgenaue Angebote zu finden, gestaltet sich schwierig
Petra Wendling, Diplom-Sozialarbeiterin beim Pflegestützpunkt in Darmstadt stellt fest: Der bekannte Fachkräftemangel in Verbindung mit dem demografischen Wandel sei im Beratungsalltag angekommen. „In den letzten Jahren besteht ein Großteil unserer Beratung darin, den Anfragenden beim Suchen und Finden von Unterstützungsangeboten zu helfen. Dies betrifft den ambulanten Bereich ebenso wie den stationären. Es ist deutlich schwieriger geworden, einen Pflegedienst, einen Kurzzeitpflegeplatz oder Alltagshilfen zu finden, die passgenau den jeweiligen Bedarf abdecken können“, sagte Wendling.
Hintergrund
Zum Jahresende 2021 haben in Hessen 368.400 Personen Leistungen aus der gesetzlichen Pflegeversicherung in Anspruch genommen. Das entspricht einem Anstieg von 57.747 Personen oder 18,6 Prozent gegenüber der letzten Erhebung in 2019.