Beim verbraucherpolitischen Frühstück der Verbraucherzentrale Hessen am 13. Dezember 2023 diskutierte Philipp Wendt, Vorstand der Verbraucherzentrale Hessen, mit geladenen Expertinnen und Experten sowie über 65 Teilnehmenden darüber, wie sich Werbung auf junge Menschen auswirkt.
„Werbung beeinflusst nachweislich das Essverhalten. Deshalb muss die Politik ihrer Verantwortung nachkommen und die besonders verletzlichen Verbrauchergruppen der Kinder und Jugendlichen umfassend vor Werbung für ungesunde Lebensmittel schützen“, fasst Philipp Wendt, Vorstand der Verbraucherzentrale Hessen die Diskussion zusammen. „Wir fordern bereits seit Jahren die an Kinder gerichtete Werbung für Produkte mit zu viel Fett, Zucker und Salz bundeseinheitlich gesetzlich zu regulieren“, so Wendt. Es sei nun an der Zeit, dass die Bundesregierung endlich einen Gesetzentwurf vorlegt, um ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag einzulösen.
Die Zahlen zeigen, dass es ein Problem bei der Ernährung von Kindern gibt: Knapp 15 Prozent der 3- bis 17-Jährigen in Deutschland sind übergewichtig. Prof. Dr. Andreas Jenke, Klinikdirektor der Neonatologie und allgemeinen Pädiatrie am Klinikum Kassel, schilderte die körperlichen und psychosozialen Auswirkungen von Übergewicht aus seiner Arbeit in der Adipositastherapie. „Wir haben eine Adipositasepidemie bei Kindern und Jugendlichen. Wir müssen jetzt handeln, denn es ist einfacher, ein starkes Kind aufzubauen, als einen kranken Erwachsenen zu heilen.“
Was es braucht, um gesunde Ernährung zu fördern, legte Stella Glogowski, Leiterin der Fachgruppe Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Hessen, dar: „Verbraucherinformation, Ernährungsbildung und Kennzeichnung sind wichtige Stellschrauben für ein verändertes Ernährungsverhalten. Wir müssen darüber hinaus auch Ernährungsumgebungen gesundheitsförderlicher gestalten, denn diese prägen unser Verhalten ganz entscheidend.“
„Das geplante Kinder-Lebensmittel-Werbegesetz soll Kinder gezielt vor Werbung für Produkte mit einem hohen Zucker-, Fett- und Salzgehalt schützen. Dafür verwendet das Gesetz Grenzwerte, die von der Weltgesundheitsorganisation entwickelt wurden. Diese sind so definiert, dass Werbung für gesunde Lebensmittel weiterhin erlaubt bleibt“, so Dr. Peter von Philipsborn, Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung an der Universität München.
Silke Arnold, Erste Vorsitzende des Kinderschutzbunds Landesverband Hessen, betont: „Werbung hat folgenreiche Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche. Daher unterstützen wir die Werberegulierung für an Kinder gerichtetes Marketing ausdrücklich. Darüber hinaus sollten wir den Blick auf die vielfältigen Ursachen für die stetige Zunahme von körperlichen Erkrankungen wie Adipositas und psychosozialen Belastungen bei Kindern richten und ihren Bedürfnissen in der heutigen Zeit gerecht werden.“
Zuspruch findet Werberegulierung auch bei der Zielgruppe selbst: Werbung auf Social Media konfrontiert Jugendliche und auch Kinder mit einem Paradox: ungesunde Produkte, präsentiert von Influencern mit unrealistischen Körperbildern, weshalb sich die Zielgruppe selbst mehr Unterstützung der Politik in Form von Regulierung wünscht. Ilan Stefanov, stellvertretendes Vorstandsmitglied des StadtschülerInnenrats Frankfurt, macht deutlich: „Wir als StadtschülerInnenrat unterstützen, dass die Werbung für Zucker und Co. im öffentlichen Leben sowie in den sozialen Medien reguliert werden sollte, da sie einen erheblichen Einfluss auf unsere Essenswahl hat.“