Im Jahr 2022 wurden laut Bundesnetzagentur in Hessen 16.038 Stromsperren durchgeführt. Im Vorjahr waren noch 18.773 hessische Haushalte von Stromsperren betroffen. Mit dem kostenlosen Beratungsangebot „Hessen bekämpft Energiesperren“ hilft die Verbraucherzentrale Hessen seit 2020 den Menschen, die mit Energieschulden und Energiesperren konfrontiert sind. Das Projekt wird nun vom Land Hessen als dauerhaftes Angebot der Verbraucherzentrale verstetigt.
Daniela M. aus Darmstadt hat die Jahresverbrauchsabrechnung von ihrem Energieversorger erhalten. Sie soll für Strom einen Betrag in Höhe von 600 Euro nachbezahlen. Sie kann die hohe Rechnung nicht nachvollziehen und auch nicht bezahlen. Deshalb kontaktiert sie die Energieschuldenberatung der Verbraucherzentrale Hessen. Dort wird ihre Rechnung überprüft und ihr erklärt, warum die hohe Nachzahlung entstanden ist. Anschließend kontaktiert der Berater der Verbraucherzentrale ihren Energieversorger und bittet um die Vereinbarung einer Ratenzahlung. Schnell wird mit den Energieversorgern eine zinsfreie Ratenzahlung von zwölf Monaten vereinbart. Diese Zahlungen kann Daniela M. stemmen und damit eine Stromsperre in ihrem Zuhause vermeiden.
Ab einem Zahlungsrückstand in der Höhe von mindestens zwei Abschlägen kann der Energieversorger eine Sperre androhen, sofern der Zahlungsrückstand mindestens 100 Euro beträgt
Die Energieschuldenberatung bei der Verbraucherzentrale berät hessische Verbraucherinnen und Verbraucher kostenlos und verfolgt das Ziel, hessenweit Zahlungsprobleme rund um die Energierechnung anzugehen und deren Ursachen zu regulieren. Vorrangiges Ziel ist, dass von Energiesperren bedrohte Haushalte in Hessen umgehend Hilfe erhalten.
„Wichtig ist, dass man sich kümmert und den Energieversorger kontaktiert, wenn man die Rechnung oder den Abschlag nicht bezahlen kann“, rät Nicole Hensel, Projektleiterin von Hessen bekämpft Energiesperren. „In den meisten Fällen kann gemeinsam eine Lösung gefunden und eine Sperre vermieden werden.“
Steigende Beratungszahlen
Insbesondere Alleinlebende, Senioren und Menschen im Bezug von Bürgergeld haben Probleme ihre Energierechnungen zu bezahlen und kontaktieren die Energieschuldenberatung der Verbraucherzentrale Hessen. Viele Ratsuchende sind mit der Situation überfordert und trauen sich nicht zu, den Energieversorger zu kontaktieren. Die Kontaktaufnahme zum Versorger übernimmt in diesen Fällen die Energieschuldenberatung.
„Erfreulich ist die gute Zusammenarbeit mit den hessischen Energieversorgern“, sagt Nicole Hensel, Projektleiterin von Hessen bekämpft Energiesperren. „Die hessischen Grundversorger tragen im Rahmen ihrer Möglichkeiten in den meisten Fällen dazu bei, sachdienliche und verbraucherfreundliche Lösungen zu finden, wenn es darum geht, Energiesperren zu vermeiden.“
Runde Tische zur Vermeidung von Energiesperren
In diesem Jahr wurden von der Verbraucherzentrale Hessen im Rahmen des Projektes insgesamt 22 „Runde Tische zur Vermeidung von Energiesperren“ in den einzelnen hessischen Landkreisen und kreisfreien Städten organisiert und durchgeführt. An den Runden Tischen nahmen die jeweiligen Grundversorger, Jobcenter, Sozialämter, Schuldnerberatungen und Vertreter der Liga der freien Wohlfahrtspflege in Hessen e.V. teil. Auf allen Veranstaltungen fand ein reger und sehr konstruktiver Austausch zur Vermeidung von Energiesperren zwischen den einzelnen Akteuren statt. Ziel war, ein Verständnis für die Sichtweise der anderen örtlichen Akteure auf die Problematik zu entwickeln und gemeinsame Lösungswege zu finden. Für das Jahr 2024 ist eine Fortsetzung der Veranstaltungen geplant.
Verstetigung
Das Projekt startete im Herbst 2020 mit einer Laufzeit bis zum Jahresende 2023. und wird nun als dauerhaftes Angebot der Verbraucherzentrale verstetigt.
„Das ist eine richtige Entscheidung der Landesregierung im Interesse der Verbraucherinnen und Verbraucher, sagt Philipp Wendt, Vorstand der Verbraucherzentrale Hessen. „Die Zahl der Energiesperren ist weiterhin sehr hoch. Betroffen sind alle Bevölkerungsgruppen. Wir müssen deswegen auch in Zukunft alles dafür tun, dass die Menschen nicht ohne Licht und Heizung auskommen müssen. Das über das Land Hessen finanzierte Beratungsangebot ist dafür ein wichtiger Baustein“, so Wendt.