Zwischen Weihnachten und Neujahr hat die Verbraucherzentrale Hessen Betriebsferien. Wir wünschen frohe Feiertage!

Nachhaltiger Tatengarten: Schulische Beispiele gelingender Praxis

Stand:
Nach dem Motto „Tu Gutes und sprich darüber“ haben wir mit Schulheldinnen und -helden gesprochen, die sich dafür einsetzen, dass die Zwischenverpflegung an ihrer Schule klimafreundlicher wird.
Eine junge Frau im gelben Pullover schaut durch ein zum Fernrohr gerolltes Papier
Off

Viele Schritte zu mehr Nachhaltigkeit

Die vielen kleinen und großen Schritte hin zu mehr Klimaschutz um den Schulkiosk und darüber hinaus haben wir in unserem „Tatengarten“ zusammengestellt. Der Ideenpool bietet Anregungen und soll die Tatkraft der Schulen würdigen, die sich bereits für eine klimafreundliche Pausenverpflegung und darüber hinaus engagieren. Schulen können sich von den nachhaltigen Taten der aufgeführten hessischen Schulen inspirieren lassen.

Anne-Frank-Schule Frankfurt: Projekt „Schulgarten-Kantine-MüllKreislauf“

Im Gespräch mit Tanja Quast, Konrektorin der Anne-Frank-Schule in Frankfurt

Verbraucherzentrale: Das Projekt „Schulgarten-Kantine-MüllKreislauf“ wurde 2022 mit dem ersten „Nachhaltigkeitspreis Frankfurter Schulen“ der Stadt Frankfurt ausgezeichnet. Wie kam es zur Projektidee?

Wir haben einen großen Schulgarten, der coronabedingt lange brachlag. Gleichzeitig bestand der Wunsch, den Kindern in der Nachmittagsbetreuung etwas zum Essen anzubieten und mehr für das Thema Mülltrennung zu tun. Aus dieser Idee sind dann drei miteinander vernetzte Wahlpflichtkurse (WPUs) entstanden: das Bistro für die Pausenverpflegung, der Schulgarten und der Kurs Müllsortieren und -trennen. Die Schülerinnen und Schüler können anhand der WPUs den Stoffkreislauf kennenlernen und dort selbsttätig mitarbeiten.

Verbraucherzentrale: Welches Obst und Gemüse wird angebaut und was passiert damit?

Das Projekt läuft erst seit einem Jahr. In dieser Zeit haben wir eine Kräuterspirale angelegt mit Schnittlauch, Thymian, Rosmarin, Basilikum und Oregano. Die Kräuter stellen wir als Würzmittel dem Bistro zur Verfügung. Wir haben zudem verschiedene Gemüsepflanzen – bisher im Klassenzimmer – vorgezogen. Darunter Tomaten, Karotten, Blumenkohl, Radieschen und Salat, die wir dann ins Freiland ausgesetzt haben. Leider haben die Schnecken einen Teil der Ernte abgefressen. Auch ist der Schulgarten recht dunkel, sodass die Ernte insgesamt klein blieb. Das heißt, das Bistro musste Sachen dazukaufen. Aber die Idee, den Bioabfall auf den Kompost zu bringen und die Kräuter aus dem Garten zu holen, das läuft sehr gut. Im Bistro bereiten die Schülerinnen und Schüler dann unter Leitung einer Lehrkraft die Pausenverpflegung für alle Lernenden an drei Tagen pro Woche zu.

Verbraucherzentrale: Was bringt das Projekt den beteiligen Schülerinnen und Schülern?

Die Lernenden werden ermutigt, über ihren Tellerrand zu gucken und nicht nur in ihrem eigenen Wirkfeld zu bleiben. Sie sehen die Zusammenhänge. Das im Fachunterricht theoretisch erworbene Wissen wird durch die WPUs praktisch untermauert und dadurch greifbarer. Die Schülerinnen und Schüler lernen verschiedene Gemüsepflanzen kennen und finden heraus, wann was angepflanzt wird und was die Pflanzen brauchen, um zu wachsen. Sie sehen, dass das Gemüse und die Kräuter verarbeitet werden und nicht nur im Schulgarten „versauern“. Sie verstehen, wofür der Garten da ist und wie selbstgezogenes Gemüse schmeckt. Sie erfahren auch, was mit den Resten passiert und wie wertvoll sie sind. Auch auf der individuellen Ebene passiert viel. Die Teilnehmenden sind zum Beispiel stolz auf sich, dass sie den Nachhaltigkeitspreis gewonnen haben. Sie sind in ihrer Persönlichkeit auf jeden Fall selbstbewusster geworden.

Verbraucherzentrale: Was ist zukünftig geplant?

Von dem Preisgeld haben wir bereits ein Gewächshaus gekauft und mit den Schülerinnen und Schülern zusammen aufgebaut. Darin werden wir die Gemüsepflanzen für die nächste Saison vorziehen. Und natürlich möchten wir die vorhandenen Stolpersteine aus dem Weg räumen, wie zum Beispiel die geringe Ernte. Dafür suchen wir jetzt Lösungen. Mit unseren Ideen werden wir uns auch im nächsten Jahr wieder um den Nachhaltigkeitspreis der Stadt Frankfurt am Main bewerben.

Verbraucherzentrale: Welche Tipps geben Sie anderen Schulen, die ein ähnliches Projekt planen?

Einfach anfangen. Auch klein. Wenn eine Schule nicht den Luxus eines Schulgartens hat, dann reicht zum Beispiel für den Anfang ein rollbares Hochbeet, das man in die Sonne schieben kann. Ich bin sicher: Wenn man Ziele hat, dann lassen die sich auch mit kleinen Schritten erreichen.  

Vieles ist learning by doing. Also nicht entmutigen lassen. Wichtig ist auch: Es muss fest in den Schulalltag verankert werden. Wenn es nur auf Eigenengagement einer Lehrkraft fußt, ohne dass man Stunden dafür bekommt, dann ist so ein Projekt auf Dauer nicht durchzuhalten. Die Schulleitung muss ein solches Vorhaben unterstützen.

Campus Klarenthal: Projekt „Ackern for future“

Im Gespräch mit Benjamin Lehmann, Lehrer und Leiter der Gartenwerkstatt am Campus Klarenthal, Wiesbaden.

Verbraucherzentrale: Unter dem Titel „Ackern for future“ haben Sie sich für den Nachhaltigkeitspreis Leonardo 2022 in der Kategorie For a better planet beworben. Erzählen Sie bitte, wie es zu dem Projekt „Ackern for future“ gekommen ist.

Als Lehrer für Gartenbau bin ich an unserer Schule für die Gartenwerkstatt zuständig. Die Gartenwerkstatt ist eines von zahlreichen Angeboten im Unterrichtsfach Werkstatt, in das sich die Schülerinnen und Schüler bis zur Klasse 10 einwählen können. Sie haben die Wahl zwischen verschiedenen Werkstätten, zum Beispiel der Holzwerkstatt, Schmiedewerkstatt oder Fahrradwerkstatt.  In der Gartenwerkstatt wurden kleinere Beete angelegt und das Obst und Gemüse verarbeitet oder in der Schulkantine verwendet.

Unsere Schulleitung hat sich beim gemeinnützigen Verein Acker e.V. um eine Teilnahme an dem Bildungsprogramm GemüseAckerdemie beworben. Die GemüseAckerdemie ist ein durch diverse Förderpartner unterstütztes und in unserem Fall durch die AOK Hessen gefördertes Bildungsprogramm. Teilnehmende Lehrkräfte und Schüler*innen werden über mindestens vier Jahre hinweg bei der Einrichtung und Pflege ihres schuleigenen Gemüseackers fortgebildet und durch begleitete Pflanzungen mit Saatgut und Jungpflanzen in der dauerhaften Nutzung dieses Lernorts unterstützt. Lehrkräfte können auch mittels der von Acker entwickelten digitalen Lernplattform schulische Inhalte zu den Gemüseäckern im Unterricht vermitteln. Die Kinder lernen so praktisch und auch durch die Materialien und den Unterricht auf dem Acker, wo ihre Nahrung herkommt, und sollen dementsprechend auch mehr Wertschätzung für Lebensmittel entwickeln. Nachdem die Bewerbung erfolgreich war, haben wir uns unter dem Titel „Ackern for future“ um den Nachhaltigkeitspreis Leonardo beworben.

Verbraucherzentrale: Woher kommt die Ackerfläche? War es schwer, die Fläche zu finden?

Wir haben das Glück am Campus Klarenthal, dass unsere Schule eine große Fläche hatte, die nicht genutzt wurde. Das ist aber nicht selbstverständlich. Aus eigener Erfahrung an einer anderen Schule kann ich sagen, dass es schwer sein kann, eine solche Fläche zu finden. Unsere Fläche ist direkt auf dem Schulgelände und ist etwa 25 mal 22 Meter groß. Wir haben insgesamt zehn Äcker auf diesem Gelände. Ein Acker besteht aus 14 Beeten, die jeweils zwei Meter mal 80 Zentimeter messen.

Verbraucherzentrale: Wer betreut den Acker? Welche Lehrkräfte haben den Hut auf?

Eine weitere Lehrerin im Gartenbau und ich tragen die Verantwortung für dieses Projekt und sind das Bindeglied zwischen den Lehrkräften und Acker e.V. Für die einzelnen Äcker sind zehn Lehrkräfte verantwortlich und bewirtschaften gemeinsam mit ihrer Klasse die 14 Beete.  Jede dieser Lehrkräfte hat jedes Jahr die Möglichkeit, über die GemüseAckerdemie Fortbildungen zu erhalten, und hat Zugang zu den Unterrichtsmaterialien über die digitale Lernplattform.

Verbraucherzentrale: Woher kommt das Equipment, Saatgut und die Pflanzen für die Bewirtschaftung der Äcker?

Das Equipment kauft die Schule selbst als Grundausstattung. Bei unserem Acker haben wir Material für 50 Schülerinnen und Schüler benötigt – Spaten, Mistgabeln, Schubkarren usw.– und ca. 1000 Euro investiert. Das Saatgut und die Jungpflanzen werden in den ersten vier Jahren von Acker e.V. bereitgestellt. Innerhalb dieser Zeit werden die Lehrer in den Programmstufen so ausgebildet, dass sie nach vier Jahren eigenständig Saatgut gewinnen und daraus Pflanzen ziehen können. Im Anschluss daran sollen die Schulen in der Lage sein, in den sogenannten „GemüseGuru“-Programmstufen selbständig weiter zu „ackern“.

Verbraucherzentrale: Was wird auf den Beeten genau angebaut und was passiert mit dem geernteten Gemüse?

Wir haben auf unserem Acker eine 14-Beete-Wirtschaft mit einer 14-jährigen Fruchtfolge. Das bedeutet, dass wir auf jedem Beet mindestens eine Gemüsesorte jährlich anbauen und diese ihren Standort zwischen den Beeten wechseln. Das ist wichtig, damit die Böden nicht auslaugen.

Wir bauen unter anderem Tomaten, Radieschen, Kohlrabi, Salate, Mangold, Palmkohl, Chinakohl, Sojabohnen, Steckrüben Zuckerschoten, Mais, Kürbis, Zucchini, Spinat und Kartoffeln an. Wir versuchen auch, auf die Wünsche der Schülerinnen und Schüler einzugehen und haben im vergangenen Jahr ein zusätzliches Beet mit Chilis bepflanzt.

Die Schülerinnen und Schüler sind sehr stolz auf das geerntete Gemüse und wollen es mit nach Hause nehmen, damit die Eltern das Gemüse verkochen können. Das Gemüse wird aber auch direkt vom Acker in die Küche genommen, verarbeitet und gegessen. Dabei besprechen wir Hintergründe und Zusammenhänge mit den Schülerinnen und Schülern. Es ist wichtig, dass wir hier lokal handeln, aber wir müssen es global denken.

Verbraucherzentrale: Welche Rahmenbedingungen muss die Schule erfüllen? Welche Ratschläge haben Sie für andere Schulen, die auch einen Schulacker anlegen wollen?

Am Anfang müssen motivierte LehrerInnen stehen, die ihre Motivation an die Schülerinnen und Schüler und die Schulleitung weitertragen. Für die praktische Umsetzung muss sowohl Platz für Ackerflächen oder alternativ für Hochbeete als auch Zeit im Stundenplan eingeplant werden. Ein Acker braucht Zeit, dennoch ist der Arbeitsaufwand bei einer kontinuierlichen Arbeit nicht groß.

Wenn die Rahmenbedingungen stehen, kann man sich als Schule bei Acker e.V. einfach über die Webseite www.acker.co bei der GemüseAckerdemie oder alternativen Angeboten wie z.B. den Ackerhelden GmbH bewerben und: Einfach machen!

Verbraucherzentrale: Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Schule und in Sachen Gemüseacker?

Der Plan ist, dass die Arbeit auf dem Acker von unserer Schule nicht mehr wegzudenken ist. Jede Klasse ab der Grundschule sollte einen Klassenacker haben. Durch das Anbauen von Gemüse lernen die Kinder und Jugendlichen, wo die Lebensmittel herkommen und welche Arbeit dahintersteckt. Wenn Gemüseanbau kontinuierlich über Generationen gelehrt wird, wird bei Kindern auch eine Wertschätzung gegenüber Lebensmitteln normal werden.

Ernst-Reuter-Schule II Frankfurt: Fairtrade-Schule mit fairem Kiosk

Im Gespräch mit Frau Maul, Lehrerin und Projektkoordinatorin Fairtrade School an der Ernst-Reuter-Schule II, Frankfurt.

Verbraucherzentrale: Die Fairtrade-Schools-Kampagne bietet Schulen die Möglichkeit, sich aktiv für eine bessere Welt einzusetzen und Verantwortung zu übernehmen. Sie feiern in diesem Jahr das 10-jährige Jubiläum als Fairtrade School und waren damit eine der ersten Fairtrade-Schulen in Hessen. Wie kam es 2013 zur Beteiligung Ihrer Schule an dieser Kampagne?

Der Ursprung war unser seit 2003 bestehender Eine-Welt-Laden. Damit feiern wir in diesem Jahr das 20. Jubiläum.  Wir hatten damals von der Kampagne in England gehört und wollten eine derartige Zertifizierung ebenfalls erlangen. Es dauerte aber noch ein paar Jahre, bis Fairtrade Deutschland eine derartige Auszeichnung für Schulen überhaupt angeboten hat. Ich bin seit drei Jahren für diesen Bereich zuständig. Davor haben engagierte Kolleg:innen die Kampagne an der Schule vorangetrieben. Alle zwei Jahre muss der Titel Fairtrade Schule erneuert werden. Hierfür bewirbt sich die Schule und weist die Einhaltung der Kriterien für die Zertifizierung nach.

Verbraucherzentrale: Welche Veränderungen in der Haltung, dem Blick auf die globalen Zusammenhänge und dem Konsumverhalten beobachten Sie bei den Schülerinnen und Schülern in Bezug auf Lebensmitteln?

Durch den täglichen Kontakt bei unseren Pausenverkäufen mit fairen Produkten, die sie häufig aus dem häuslichen Umfeld nicht kennen, werden die Schülerinnen und Schüler für den fairen Handel sensibilisiert. Dies wird gestützt durch begleitende Unterrichtsinhalte. Es gibt zum Beispiel im Ethikunterricht der 5. Klasse einen Supermarkt-Check. Bei diesem Projekt sollen die Schülerinnen und Schüler in ihrer Lebenswelt auf faire Lebensmittel aufmerksam gemacht werden. Sie bekommen den Arbeitsauftrag die fairen Produkte im Supermarkt zu fotografieren und sich mit den Lebensmitteln auseinanderzusetzen. Im Unterricht werden die Handelsketten erklärt, damit die Schülerinnen und Schüler erkennen, wodurch die Preisunterschiede zustande kommen.

Verbraucherzentrale: Der Eine-Welt-Laden an Ihrer Schule besteht seit 20 Jahren. Wie hat sich das Sortiment in dieser Zeit verändert? Was können die Schülerinnen und Schüler heute kaufen?

Der Laden wird von einer größeren Gruppe von „Stammkunden“, getragen, die aus der ganzen Schulgemeinschaft stammen (Lehrkräfte, Teilhabeassistentinnen, Schülerinnen und Schüler). Die Produktpalette wurde ständig erweitert. Sie umfasst heute Produkte wie beispielsweise Kaffee, Kakao, Süßigkeiten, aber auch getrocknetes Obst, Nüsse und Müsliriegel. Seit diesem Schuljahr werden wöchentlich auch frische Speisen wie zum Beispiel Milchreis und Couscous aus fairen Produkten angeboten. Beim Verkaufen achten wir auf ein plastikarmes Angebot. Im Laden wird Kaffee angeboten, der nur in Pfand-Tassen oder in mitgebrachten Mehrwegbechern verkauft wird.

Verbraucherzentrale: Der Eine-Welt-Laden wird durch die Schülerinnen und Schüler bewirtschaftet. Wie können sie zum Einsatz motiviert werden? Welche Herausforderungen gibt es bei der Bewirtschaftung?

Der Eine-Weltladen hat mit Freiwilligen aus dem Nachmittags-AG-Bereich begonnen. Heute sind es vor allem Schülerinnen und Schüler aus dem Wahlpflichtkurs Fairtrade der Jahrgangsstufen 9 und 10. und Kolleginnen und Kollegen, die den Laden leiten. Dort ist die Mitarbeit im Laden fester Bestandteil des Kurses, der auch benotet wird. Die Schülerinnen und Schüler verkaufen in allen Pausen die Produkte. Hier ist Pünktlichkeit wichtig. Sie sind verantwortlich, dass der Laden pünktlich öffnet und die Abrechnung der Verkäufe dokumentiert wird. Die Ware muss aus dem Lager geholt und im Laden aufgefüllt bzw. eventuell nachbestellt werden.

Verbraucherzentrale: Wie werden die Zusammenhänge von Fairtrade-Produkten und Klimaschutz bzw. die Fairtrade- Standards vermittelt?

Dies geschieht im Rahmen des Faches Gesellschaftslehre und im Ethik-/Religionsunterricht. Die Lehrkräfte vermitteln Wissen über die Kennzeichnung und zu den Bedingungen, die bei den Fairtrade-Produkten erfüllt sein müssen. Theoretische Inhalte können handlungsorientiert durch den Laden gestützt werden. Wir organisieren Exkursionen, zum Beispiel waren wir mit den Schülerinnen und Schülern in einem Fairtrade-Laden, um mehr über die Hersteller zu erfahren und uns über den Kiosk auszutauschen. Siegel wurde besprochen. Welche Bedingungen gibt es für diese fairen Produkte?

Verbraucherzentrale: Was kosten die Produkte für die Schülerinnen und Schüler? Wie finanzieren Sie den Wareneinkauf der Fairtrade-Produkte? Was passiert mit dem Geld, das durch den Verkauf eingenommen wird?

Wir orientieren uns größtenteils am vorgeschlagenen Verkaufspreis unser Lieferanten. Wir zahlen aus den Erlösen des Pausenverkaufs die eingekauften Waren. Die Gewinne werden an unser Partner-Projekt in El Salvador überwiesen, an den Verein El Izote e. V. Die Preise liegen zwischen 10 Cent und 4,00 Euro Die Schülerinnen und Schüler kaufen vorwiegend Produkte, die bis maximal 2 Euro liegen. Die hochpreisigen Produkte werden von Lehrenden gekauft.

Verbraucherzentrale: Wie werden Schulen bei der Fairtrade-Kampagne durch TransFair e.V. – Fairtrade Deutschland unterstützt?

Der Verein gibt uns Anregungen für Kampagnen sowie auch Material für Aktionen. Jedes Jahr verkaufen wir faire Rosen oder veranstalten ein faires Frühstück. Es gibt auch Aktionen, die sich mit bestimmten Lebensmitteln, wie z.B. der Banane, beschäftigen. Außerdem informiert uns der Verein über aktuelle Entwicklungen.

Verbraucherzentrale: Was würden Sie Schulen raten, die ihre Zwischenverpflegung fairer gestalten möchten? Gibt es Vorgaben bei der Kennzeichnung der Lebensmittel im Eine-Welt-Laden?

Ich würde empfehlen, mit kleinen Mengen (vier bis fünf Produkte) zu starten. Transfair e.V. ist hierfür ein guter Ansprechpartner. Wichtig ist auch, bei der Schulgemeinschaft ein Bewusstsein und Verständnis für die Mehrkosten zu schaffen.

Ursulinenschule Fritzlar – regionale und klimabewusste Verpflegung

Im Gespräch mit Frau Siebert, Lehrerin Ursulinenschule, Fritzlar

Verbraucherzentrale: Ihre Schule wurde in diesem Jahr zum zweiten Mal als „Verbraucherschule Gold“ ausgezeichnet. Sie haben damit zum wiederholten Mal Ihr Engagement in der Verbraucherbildung innerhalb der Schulgemeinschaft in allen vier Handlungsfeldern abgedeckt. Zwei Handlungsfelder sollen dabei Maßnahmen aus den Bereichen „Gesundheit“ und „Nachhaltigkeit“ beinhalten. Welche Maßnahmen setzen Sie in diesen beiden Feldern an Ihrer Schule im Bereich Ernährung und Lebensmittel um?

Im Bereich Gesundheit haben wir in der Gymnasialklasse 9 ein curricular verankertes, epochales Unterrichtsfach mit dem Titel „Gesundheit und Soziales“. Ausgehend von der gesellschaftsrelevanten Thematik der Salutogenese beschäftigen wir uns in den zwei Wochenstunden pro Unterrichtshalbjahr mit der Frage „Was ist gesund?“ und „Was macht krank?“ Angefangen von gesunder Ernährung, gesellschaftlich determinierten Schönheitsidealen, Funktion des Immunsystems, Hygienemaßnahmen im Haushalt bis hin zu wissenschaftlichem Arbeiten in einem mikrobiologischen Praktikum können je nach Interesse der Lerngruppe Schwerpunkte gesetzt werden. Zum Thema „schädliche und nützliche Bakterien“ werden beispielsweise zunächst unterschiedliche Abstriche von Oberflächen (z.B. Türklinke, Handy) auf Agarplatten kultiviert und ausgewertet. Anschließend wird die Verwendung von nützlichen Bakterienkulturen in der Lebensmittelchemie thematisiert und mittels einer Joghurtherstellung in die Praxis umgesetzt. Die Verkostung des eigenen Joghurts mündet dann in einem sogenannten „Marktcheck“ im Vergleich zu unterschiedlichen Produkten aus dem Supermarkt. In den Projekttagen „URS-4-future“ vor den Sommerferien 2022 wurde im Sinne der Nachhaltigkeit reifes, überschüssiges Obst aus heimischen Gärten von den Schülerinnen und Schülern im Projekt „Sommer im Glas“ zu leckerer Konfitüre für die obstfreie Zeit im Winter verkocht. Der anschließende Erlös in Höhe von über 400 Euro wurde an ein gemeinnütziges Projekt gespendet. Darüber hinaus bieten wir eine AG „Schulgarten“ an, die unter anderem den Anbau von Obst und Gemüse im dafür vorgesehenen, schuleigenen Gelände betreibt. Die Ernte wird von den Schülerinnen und Schülern verkostet und weiterverarbeitet. Weiterhin gibt es seit 15 Jahren das Projekt „Besser-Esser-Urs“ an unserer Schule.

Verbraucherzentrale: Was gab den Anstoß das Projekt „Besser- Esser“ an ihrer Schule zu etablieren?

Unser Hauswirtschaftsleiter Martin Ehlers hatte im Kasseler Schüler- und Umweltzentrum Licherode eine Fortbildungsveranstaltung zu dem 2006 ins Leben gerufenen „Besser-Esser-Pass“ besucht. Er war von diesem Projekt so begeistert, dass er ein für die Schulmensa eigenes Konzept der „Besser-Esser-Urs“ umgesetzt hat und seit 2008 für dessen Durchführung maßgeblich verantwortlich ist.  Dabei sollen die Schülerinnen und Schüler der Klasse 5 jeweils an einem Tag den Ablauf einer Großküche kennenlernen und erleben. So wird zum Beispiel anhand einer Karotte der Produktionsweg, angefangen von der Anlieferung und ihrem Verarbeitungsgrad (Tiefkühlware, Frischware, Einkochware etc.), bis hin zu deren unterschiedlichen Verarbeitungsmöglichkeiten und Darreichungsform im Menü von den Schülerinnen und Schülern nachvollzogen. Die Fünftklässler lernen an diesem Tag wichtige Hygienestandards, das Arbeiten in einer Großküche bis hin zur Essensausgabe sowie das Abräumen der Tische und die nachhaltige Verwertung von Essensresten kennen. Dabei steht das „Lernen mit allen Sinnen“, aber auch die Bewusstwerdung einer gesunden Ernährung im Vordergrund. Anschließend erhalten die Schülerinnen und Schüler einen „Besser-Esser-Pass-URS“. Unserer Erfahrung nach entsteht dadurch zum einen eine größere Wertschätzung gegenüber Nahrungsmitteln, zum anderen wächst aber auch der Respekt vor dieser verantwortungsvollen Arbeit und dem Personal unserer Schulmensa.

Verbraucherzentrale: Welche Rolle spielt die saisonale und regionale Lebensmittelauswahl im Projekt „Besser-Esser“ und generell bei der Auswahl der Lebensmittel in der Mensa?

Generell wird bei dem Einkauf von Lebensmitteln für die Mensa auf regionale Produkte geachtet – Wurstwaren aus Naumburg, Backwaren aus Bad Wildungen. Beim Obst und Gemüse verwenden wir saisonale Sorten oder sorgen im Sommer für den Winter vor. So wird ein Obstsalat im Winter aus eingelagertem heimischem Obst, wie zum Beispiel Äpfel und Birnen, hergestellt. Darüber hinaus wird versucht, im Rahmen des Budgets zunehmend auch Produkte aus biologischer Landwirtschaft einzubinden.

Verbraucherzentrale: Gibt es weitere Ansätze der klimafreundlichen Ernährung, die den Kindern in dem Projekt nähergebracht werden?

Neben der saisonalen und regionalen Auswahl der Speisen werden auch der ökologische Fußabdruck und die Weiterverarbeitung der Lebensmittel thematisiert.

Unabhängig von dem Projekt der „Besser-Esser“ gab es in der Schulmensa auch schon „Veggi-Wochen“, um das allgemeine Bewusstsein für einen umweltfreundlicheren und maßvollen Fleischkonsum zu sensibilisieren.

Verbraucherzentrale: Welche Herausforderungen birgt das Projekt?

Eine besondere Herausforderung liegt darin, eine ganze Schulklasse an einem Vormittag in den laufenden Betrieb der Schulmensa zu integrieren und dennoch die reguläre Essensausgabe verlässlich zu gewährleisten. Das Projekt ist zeit- und arbeitsintensiv, vor allem hat sich die Anzahl der Essensausgaben in den letzten Jahren in der Ursulinenschule stetig erhöht. Mittlerweile werden pro Woche etwa 1200 Essen ausgegeben, dies sind etwa 20 Prozent mehr als zu Beginn des Projektes. Aus diesem Grund ist zukünftig angedacht, stärker arbeitsteilig und fächerübergreifend mit der Hauswirtschaftslehre und dem Unterrichtsfach „Gesundheit und Soziales“ zusammenzuarbeiten, um so die Schulmensa zu entlasten.

Verbraucherzentrale: Haben Sie an ihrer Schule neben der Mensa auch einen Schulkiosk/eine Cafeteria? Welche Getränke werden den SuS angeboten? Wird das Thema der Nachhaltigkeit in diesem Zusammenhang mitgedacht?

In den beiden großen Pausen ist für die Schülerinnen und Schüler ein Schulkiosk geöffnet, welcher sich im Klostergebäude befindet. Hier gibt es Schulmilch, Mineralwasser, Apfelsaftschorle, ACE-Drinks und darüber hinaus „Bio-Land Park“- Säfte in variationsreichen Geschmacksrichtungen. Zum Schulkonzept gehört es, dass keine reinen Softdrinks wie Cola oder Fanta angeboten und die Getränke schwerpunktmäßig in Mehrwegflaschen angeboten werden. Neben den Getränken gibt es auch vom Mensateam und engagierten Eltern sowie Schülerinnen und Schülern belegte Brötchen, Salz- und Süßgebäck vom Bäcker, Müsli- und Schokoriegel sowie Obst. In den Sommermonaten wird auch qualitativ hochwertiges Eis von einer regionalen Molkerei angeboten.

Martin-Buber-Schule Gießen - Nachhaltige Getränkeversorgung für die Pausenverpflegung

Im Gespräch mit Stefan Kvas, Förderschullehrer und Koordinator Verbraucherschule, Martin-Buber-Schule, Gießen.

Verbraucherzentrale: Im Rahmen des „Schuljahres der Nachhaltigkeit 2022“ haben Sie an Ihrer Schule zahlreiche Aktionen und Projekte angestoßen oder in den Schulalltag und bei der Schulgemeinschaft implementiert. Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit allgemein an Ihrer Schule?

Das Thema Nachhaltigkeit beziehungsweise Verbraucherbildung spielt eine große Rolle, weil es eines unserer wichtigsten Ziele ist, unseren Schülerinnen und Schülern ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Daher ist es wichtig sie auf Alltagsaufgaben vorzubereiten und ihnen beizubringen, wie sie ein möglichst nachhaltiges Leben führen können (zum Beispiel Müllvermeidung/-trennung, Strom sparen etc.) Es gibt an unserer Schule verschiedene Steuerungsgruppen, die das Ziel haben, die alltäglichen Abläufe an der Schule nachhaltiger zu gestalten. Von den Arbeitsgruppen werden Themen ausgesucht und passend zu diesen Aktionen organisiert. Das können kleine Maßnahmen sein, wie etwa das Beschriften der Lichtschalter, um Strom zu sparen. Außerdem findet eine Plastikspar-Challenge in jeder Klasse statt.

Verbraucherzentrale: Welche Möglichkeiten der Zwischenverpflegung (Snacks, Getränke) bieten Sie den Schülerinnen und Schülern im Schulalltag?

Wir haben an unsere Schule eine Mittagsverpflegung, bei der die Schülerinnen und Schüler einmal am Tag eine warme Mahlzeit bekommen. Die meisten Gerichte auf dem Speiseplan sind vegetarisch. Im Rahmen von regelmäßigen Koch- AGs kochen die Klassen einmal in der Woche gemeinsam ihr eigenes Mittagessen und gehen im Vorfeld dafür einkaufen. Dabei lernen sie, auf welche Konsumentscheidungen sie im Alltag treffen und können Produkte anhand des Preises oder der Herkunft vergleichen. Weiterhin haben wir eine Schulkiosk-AG, bei der die Schülerinnen und Schüler eigene selbst hergestellte Snacks verkaufen. Der Schwerpunkt liegt auf der Zubereitung von einfachen Snacks, wie zum Beispiel belegten Brötchen und Waffeln to go und dem Verkauf. Die Themen Müllreduktion und Verwendung nachhaltiger Produkte werden den Schülerinnen und Schülern hierbei praktisch vermittelt. Viele Klassen bieten ein gemeinsames Frühstück an, so dass die Kinder nebenbei eine gesunde Lebensweise erlernen.

Verbraucherzentrale: Ein Projekt, das an ihrer Schule umgesetzt wurde, war die Anschaffung von Wassersprudlern. Warum war es Ihnen wichtig, sich mit dem Bereich der nachhaltigen Getränkeversorgung zu beschäftigen?

Im Schuljahr der Nachhaltigkeit war es eine Initiative unserer Lehrkräfte. Der Klassenalltag sollte nachhaltiger gestaltet werden. Da die Getränkeversorgung in den Klassen unterschiedliche gestaltet ist, wurde hier ein guter Ansatzpunkt gesehen. In der Regel bringen die Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Getränke mit. Häufig wird in der Klasse zusätzlich Tee gekocht. Manche Kolleginnen und Kollegen haben selbst einen Kasten oder PET-Flaschen mit Mineralwasser für die Klasse gekauft. Im Rahmen der Plastikspar-Challenge wurde der Sprudler als Alternative vorgeschlagen. Nach und nach haben sich immer mehr Kolleginnen und Kollegen Wassersprudler für die Klasse angeschafft, so dass möglichst auf PET-Flaschen verzichtet und Leitungswasser als nachhaltiges Getränke verwendet werden konnte.

Verbraucherzentrale: Wer war an der Umsetzung beteiligt und wie wurde das Projekt finanziert?

Die Wassersprudler wurden unterschiedlich finanziert. In manchen Klassen wurden diese durch Spenden von Eltern oder durch engagierte Lehrkräfte bezahlt. Die Gasflaschen für den Wassersprudler werden in der Regel aus der Klassenkasse bezahlt.

Verbraucherzentrale: Welche Herausforderungen gab es in der Vorbereitung und Etablierung in der Schulgemeinschaft?

Es gab wenig Herausforderungen. Durch unsere schulinternen Steuerungsgruppen, z.B. die Bio-Bubers, die sich dem Thema Umweltschutz widmen, konnten Vorschläge erarbeitet werden. Viele Lehrkräfte haben diese Vorschläge angenommen und in ihren Klassen umgesetzt.

Verbraucherzentrale: Welche Hygienemaßnahmen sind zu bedenken?

In unserer Klasse haben wir einen Sprudeldienst eingeführt. Neben dem Teekochen gehört auch das Aufsprudeln des Leitungswassers dazu. Die Schülerinnen und Schüler sollen sich davor die Hände waschen.

Verbraucherzentrale: Wie ist das Feedback der Schülerinnen und Schüler, der Eltern und des Kollegiums?

Die Kolleginnen und Kollegen, die Wassersprudler in ihrer Klasse nutzen sind sehr zufrieden. Den Schülerinnen und Schülern bereitet vor allem das Aufsprudeln Freude. Es ist eine einfache und nachhaltige Variante, sie regelmäßig mit Getränken zu versorgen.

Verbraucherzentrale: Gibt es weitere Ideen für die Zukunft, die Sie an Ihrer Schule zur Förderung der Nachhaltigkeit und Umweltschutz umsetzen möchten?

Unsere Steuerungsgruppen wie die Bio-Bubers oder die Steuerungsgruppe Verbraucherbildung, die sich mit Umweltschutz aus verschiedenen Perspektiven beschäftigen, werden auch zukünftig neue Projekte vorschlagen und anstoßen. Die Steuerungsgruppe Verbraucherbildung arbeitet derzeit ein Mitmach-Projekt im Bereich Textilien aus. Grundsätzlich bearbeiten wir im Bereich Lebensmittel und Ernährung vielfältige Themen. Vor allem das Thema Wasser ist ein beliebtes Thema, das wir übergreifend behandeln. Oft sind es die kleinen Elemente, durch die der Schulalltag nachhaltiger gestaltet werden kann und die zu einer schnellen Umsetzung und Akzeptanz in der Schulgemeinschaft führen. 

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