Das Wichtigste in Kürze:
- Das schwefelhaltige MSM ist kein Heilmittel. MSM ist nicht als Medikament zugelassen, sondern wird nur als Nahrungsergänzungsmittel verkauft. Anbieter müssen dafür keinen Wirknachweis erbringen. Werbeaussagen zur Behandlung von Erkrankungen sind nicht zulässig.
- Einen "Schwefelmangel" gibt es nicht, über tierische und pflanzliche Lebensmittel wird genügend Schwefel aufgenommen.
- Ob bei Langzeiteinnahme von MSM Nebenwirkungen auftreten können, ist nicht bekannt. Die kurzfristige Einnahme kann zu Magen-Darm-Problemen, Hautreizungen und Unverträglichkeitsreaktionen führen.
Was steckt hinter der Werbung zu MSM?
Das schwefelhaltige MSM (Methylsulfonylmethan) soll einen angeblich bei Arthrosepatient:innen vorliegenden Schwefel-Mangel beseitigen. Es wird als "sanftes alternatives Schmerzmittel" gegen Schwellungen und Entzündungen dargestellt. Auch soll es gegen Muskelkrämpfe und -schmerzen, Sportverletzungen, Autoimmunerkrankungen, Karpaltunnelsyndrom und sogar gegen Schnarchen, Heuschnupfen bis hin zu Krebserkrankungen oder HIV wirken.
Nahrungsergänzungsmittel sind jedoch nicht dafür da, Krankheiten vorzubeugen, zu lindern oder zu heilen. Anbieter dürfen daher auch nicht mit entsprechenden Aussagen zur Wirkung bei Arthrose und anderen Erkrankungen werben - zumal die Studienlage wenig überzeugt. Selbst gesundheitsbezogene Werbeaussagen (sogenannte "Health Claims") wie zum Beispiel "trägt zur normalen Kollagenbildung bei" dürfen für MSM nicht verwendet werden - hierfür wurden keine wissenschaftlichen Belege erbracht. Daher wird gerne Vitamin C zugesetzt - hier darf die Aussage "Vitamin C trägt zu einer normalen Kollagenbildung für eine normale Funktion der Knochen bei" ab einer bestimmten Menge genutzt werden. (Dabei bedeutet "normale Funktion" nicht, dass etwas repariert oder geheilt wird.)
Als Arzneimittel ist MSM nicht zugelassen. In der Regel wird es im Online-Handel als Nahrungsergänzungsmittel, oft in Kombination mit anderen Mitteln gegen Gelenkbeschwerden wie Glucosamin oder Chondroitin vertrieben.
Der Begriff "Gelenk" im Produktnamen, die Werbung mit verbesserten Gelenkfunktionen sowie die Abbildung eines beweglichen Gelenkes sind bei Nahrungsergänzungsmitteln nach Ansicht des Arbeitskreises Lebensmittelchemischer Sachverständiger der Länder (ALS) unzulässig, da dies einen Wirkzusammenhang vermuten lässt, der nach Einschätzung der Experten nicht gegeben ist.
Eine solche Abbildung würde eine unzulässige Erweiterung der zum Beispiel für Vitamin C genehmigten Health Claims bedeuten.
Die Studienlage für MSM wird insgesamt unbefriedigend. Beispielsweise ist oft die Studiendauer zu kurz, eine Kontrollgruppe (ohne MSM-Einnahme) zum Vergleichen fehlt oder eine Wirkung wird nur in Kombination mit anderen Mitteln festgestellt. Ob es spürbar Arthroseschmerzen lindern kann, ist unklar, ebenso, welche Menge über welchen Zeitraum dafür nötig wäre. In den Leitlinien zur Behandlung der Knie-Arthrose wird MSM gar nicht erst erwähnt.
Auf was sollte ich bei der Verwendung von MSM-Produkten achten?
„Beipackzettel“ (Gebrauchsinformationen) sind für Nahrungsergänzungsmittel nicht vorgeschrieben. Kurzfristige Nebenwirkungen können allergische Reaktionen, Magen-Darm-Probleme und Hautreizungen sein. Unbekannt ist allerdings, ob eine Langzeiteinnahme von MSM-Produkten gesundheitliche Risiken birgt. Diesbezügliche Hinweise gibt es nicht.
Die US-amerikanische Behörde für Lebens- und Arzneimittel (FDA) bewertete 2007 ein einzelnes MSM-Produkt mit einer Tagesdosis von 4,8 g als "sicher" (Generally Recognized As Safe = GRAS).
Was ist MSM?
Methylsulfonylmethan kommt als organische Schwefelverbindung in vielen Pflanzen und Tieren vor, also auch in Lebensmitteln wie Eiern, Milchprodukten(besonders Parmesan), Fisch und Fleisch sowie in Nüssen und schwefelhaltigem Gemüse (Lauch, Brokkoli, Zwiebeln, Schnittlauch, Knoblauch, Bärlauch). Eine empfohlene tägliche Zufuhrmenge für Schwefel gibt es nicht. Der Körper benötigt Schwefel in Form der schwefelhaltigen Aminosäuren (Eiweißbausteine) Methionin und Cystein. Durch die sehr eiweißreiche Ernährung in den westlichen Industrieländern ist eine ausreichende Zufuhr dieser schwefelhaltigen Aminosäuren und damit auch von Schwefel gewährleistet. Als Bestandteil von Chondroitinsulfat spielt Schwefel im Knorpel zwar eine Rolle. Ein isolierter Schwefel-Mangel ist jedoch nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung nicht bekannt.
Eine ähnliche chemische Verbindung stellt Dimethylsulfoxid (DMSO) dar. Sie wird aber über die Haut verabreicht.
MSM gilt als neuartige Lebensmittelzutat und darf ohne eine entsprechende Zulassung nur in Nahrungsergänzungsmitteln verwendet werden - so der Europäische Novel-Food-Katalog. Diese Einstufung ist nicht rechtsverbindlich, entspricht aber der europäischen Verkehrsauffassung. Weder auf nationaler noch auf europäischer Ebene gibt es für diesen Stoff Vorgaben für Höchst- oder Mindestmengen.
Download:
Quellen:
Medizin transparent: Hilft MSM bei Arthrose? Stand 15.12.2016. Zugriff 27.11.2023
National Center for Complementary and Integrative Health (NIH): Dimethyl Sulfoxide (DMSO) and Methylsulfonylmethane (MSM) for Osteoarthritis. Stand: 24.09.2017, Zugriff 27.11.2023
EFSA (2010) Scientific Opinion on the substantiation of health claims related to Methylsulphonylmethane (MSM) (...); EFSA Journal 2010;8(10):1746. Zugriff 27.11.2023
Arbeitskreis Lebensmittelchemischer Sachverständiger: Stellungnahme 2016/42: Gelenkpräparate als Nahrungsergänzungsmittel mit zugelassenen gesundheitsbezogenen Angaben in Bezug zu Bindegewebe, Knorpel oder Knochen. Zugriff 27.11.2023
Novel Food Catalogue der Europäischen Kommission, Zugriff 27.11.2023
Food and Drug Administration, GRAS Notice 000229, eingesehen am 27.11.2023
Schwefelmangel nicht bekannt - Persönliche Schreiben des BfR und der DGE an die Verbraucherzentrale NRW, 2013
DGE-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr, Punkt 11, Stand: 2018, Zugriff 27.11.2023
Weigl T: MSM Schwefeltherapie – Hilft das Nahrungsergänzungsmittel bei chronischen Schmerzen? 03.01.2019, Zugriff 27.11.2023
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